«Administratives Monster»: Das Jahresgespräch soll weg
ZÜRICH. Die Situation rund um die jährlichen Mitarbeitergespräche sei eskaliert, findet HR- Experte Jörg Buckmann. Er rät, sie zu streichen.
Mathematik: 4,5. Deutsch: 5. Das erinnert viele an die Schulzeit. Doch die Zeit der Noten ist für viele Angestellte in der Schweiz auch im Job nicht vorbei. Im jährlichen Mitarbeitergespräch wird jeweils die Leistung beurteilt. Problemlösungskompetenz: 4. Verlässlichkeit: 3.
Das ist für die Mitarbeiter oft unangenehm und für Chefs ein enormer Arbeitsaufwand. Darum finden HR-Experten: Das Jahresgespräch gehört abgeschafft. Einer davon ist Jörg Buckmann. Er hat dem Thema in seinem neuen Buch «Personalmarketing mit gesundem Menschenverstand» ein ganzes Kapitel gewidmet. Buckmann rät den Firmen: «Sagen Sie Tschüss zum traditionellen Mitarbeiterbeurteilungsgespräch – und hören Sie vor allem mit dem erniedrigenden Benotungsritual auf.» Seine Begründung: Die Handhabung ist mit all den Formularen und IT-Systemen zu kompliziert geworden. Buckmann spricht von einem «administrativen Monster», das in den letzten Jahren «regelrecht kaputtinstrumentalisiert» worden sei.
Dieser Meinung sind auch einige Schweizer Firmen, etwa die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die jährlich stattfindenden Mitarbeitergespräche inklusive Benotung wurden durch ein flexibleres und informelleres System ersetzt. Das klassische Mitarbeitergespräch gestrichen hat auch das Sanatorium Kilchberg. Dort gibt es keinen fixen Zeitpunkt mehr, wann sich Chef und Mitarbeiter zusammensetzen müssen. Auch Noten gibt es keine mehr.