Party-Mekka
Gewaltig sind auch die Unterschiede zwischen Arm und Reich. Auf den Strassen fahren durchgerostete Schrottautos neben getunten Sportwagen. In den Restaurants sitzen Frauen der Oberschicht mit frisch operierten Nasen – Schönheits-Operationen gehören hier zum guten Ton.
Auf der Partymeile tanzen die Feierwütigen auf dem Trottoir neben einer bettelnden Frau, die ihre schlafenden Kinder mit einer Wolldecke zugedeckt hat. Viele Bettler sind syrische Flüchtlinge. Die 1,5 Millionen Syrer machen inzwischen ein Viertel der Bevölkerung im Libanon aus. Am frühen Abend erwacht die Corniche, die Strandpromenade, die weite Teile der
Stadt umgibt, zum Leben. Nicht weit entfernt von umzäunten Militär-Beobachtungsposten treffen sich die Menschen. Kinder spielen Fussball, Fischer hoffen auf einen Fang, Jogger drehen eine Runde, Familien flanieren am Meer entlang und Liebespaare besetzen die Bänke.
Wem das zu beschaulich ist, der macht nach einem ausgiebigen Mezze-Essen und einer VerdauungsShisha das Ausgehviertel Gemmayzeh unsicher. Das Hugo’s etwa ist so gross wie ein Wohnzimmer und brechend voll. Noch auf dem Trottoir draussen drängen sich die Menschen, und wir machen mit bei diesem Tanz, der das Leben feiert, das hier noch kostbarer scheint als anderswo.