Darum stehen wir so auf alte Chalets
BERN. Das schönste Haus der Schweiz steht gemäss 20- MinutenLesern im Berner Emmental. Architekt Stefan Fässler erklärt, warum.
Herr Fässler, wie gefällt Ihnen das Gewinner-Haus?
Als Spezialist für Altbauten freue ich mich über das historische Gebäude.
Legt man beim Baustil wieder mehr Wert auf Tradition?
Je turbulenter und schneller sich die Welt dreht, desto mehr besinnt man sich vielleicht auf die eigene Tradition. Die Schweiz war bis Mitte des 19. Jahrhunderts ein «Bauernstaat» und hat diese Tradition teilweise bis in die Gegenwart bewahrt.
Wieso sieht man denn heute so viele Flachdächer?
Es gibt in der Schweiz viel beachtete moderne Architektur. Oft sind aber Renditeüberlegungen entscheidend. Ein Flachdach bringt eine höhere Ausnutzung und eine Dachterrasse.
Haben Menschen in Zürich einen anderen Geschmack als in Bern?
Unterschiedliche Baustile haben sich in früheren Zeiten vor allem aus den lokal vorhandenen Ressourcen entwickelt. So gibt es im Bündnerland oder im Tessin mehr Steinhäuser als etwa im Zürcher Oberland, und in Bergregionen wurde anders gebaut als im Flachland. Heute ist das nicht mehr relevant, da alle Baumaterialen überall verfügbar sind.
Welcher Stil gefällt Ihnen am besten?
Ich habe ein Herz für alte Bausubstanz, erfreue mich aber auch an moderner Architektur. Mir gefällt der Bauhausstil, weil er auch nach hundert Jahren noch sehr modern ist.
Wie erlebten Sie den Brand am Zürcher Hauptbahnhof letzten Samstag?
Wenn historische Bausubstanz zerstört wird, tut das weh. Vor allem die Fassade. Ich nehme an, dass das Gebäude geschützt ist und die Stadt und Bürger es rekonstruieren wollen. Ob das klappt, ist aus statischen Gründen ungewiss. Stefan Fässler ist Architekt im Büro Fässler + Partner in Zürich.