Familien in Not suchen Hilfe auf Facebook
ST. GALLEN. In Ostschweizer Facebook- Gemeinschaften häufen sich Spendenaufrufe von Familien in Not. Fachleute sind geteilter Meinung.
«Ich und meine Familie sind von der Solidarität der Menschen einfach überwältigt», schreibt eine vierfache Mutter auf Facebook. Darüber postet sie Bilder ihres gefüllten Kühlschranks. Vor einigen Tagen hatte sie auf Facebook einen Aufruf gestartet und gefragt, ob jemand eventuell noch Brot übrig habe. «Der Lohn ist noch nicht gekommen und deswegen ist es bei uns dieses Wochenende sehr knapp.» Prompt meldeten sich Dutzende Ostschweizer und boten der Familie ihre Hilfe an. Nebst Brot sollen auch Puddings, Gemüse, Nudeln, Kuchen und viele weitere Sachen bei der Familie eingetroffen sein. Kein Einzelfall: Unlängst hat eine Rorschacherin wegen eines finanziellen Engpasses via Facebook Nahrungsmittel gesucht.
«Solche Facebook-Postings sind grundsätzlich eine gute Idee», findet Stefan Gribi von Caritas Schweiz. Aber: Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, sei eine professionelle Beratung unvermeidlich – etwa bei der Caritas.
Doch die Meinungen über die Spendenaufrufe auf Social Media sind geteilt. «Absolut nicht sinnvoll» findet die Spendenaufrufe eine Mitarbeiterin einer St. Galler Lebensmittelabgabe- stelle. Erfahrungsgemäss würden die Leute dann mit Lebensmitteln überhäuft, die sie selbst gar nicht essen könnten. «Und so landet vieles im Müll, das muss nicht sein.»