Die Siegerin weint, die Verliererin wütet und erhebt Sexismus-Vorwürfe
NEW YORK. Naomi Osaka (20) ist die erste Grand- SlamSiegerin aus Japan. Auf dem Weg dazu sorgte Gegnerin Serena Willams (36) im US- Open- Final für einen Eklat. Und später kamen Sexismus-Vorwürfe hinzu.
Es war eine skurrile Siegerehrung. Serena Williams, die Verliererin, hatte feuchte Augen und versuchte doch zu lächeln. Naomi Osaka, die Siegerin, weinte. Die Zuschauer buhten. Dies nach einem Final, der im zweiten Satz eskalierte. Schiedsrichter Carlos Ramos verwarnte Williams, weil ihr Trainer Patrick Mouratoglou von der Tribüne aus ein Zeichen machte. Coaching ist verboten. Doch womöglich hatte die Amerikanerin gar nicht hingesehen. Sie reklamierte heftig: «Es war kein Coaching, ich betrüge nicht.» Die Sache schien erledigt. Bis Williams nach einem Aufschlagverlust ihren Schläger zertrümmerte. Was ihr erneut eine Verwarnung und zusätzlich einen Strafpunkt eintrug. Da tickte die 23-fache Grand-Slam-Siegerin aus, bezeichnete den Ref als «Dieb» und «Lügner». Es folgte die nächste Verwarnung und ein Gameverlust zum 3:5. Kurz darauf beendete Osaka das Spiel: 6:2, 6:4. Und dann kam es eben zur skurrilen Ehrung. Die Siegerin wirkte verloren und versuchte, nach dem Triumph gegen ihr Vorbild ihre Tränen zu verstecken. Williams nahm sie in den Arm und forderte die Fans auf: «Lasst uns nicht mehr buhen. Gratulation, Naomi!»
Später an der Medienkonferenz trat Williams aber nach. Sie empfinde das Verhalten von Ramos als sexistisch und habe Männer schon ganz anderes zu Schiedsrichtern sagen hören: «Einem Mann hätte er das
Spiel nicht weggenommen!» Die Reaktionen darauf sind gespalten. Sie sei eine schlechte Verliererin, monieren einige. Andere spenden ihr Applaus. Etwa Ex-Star Billie Jean King, die sagt: «Bei Männern gilt aggressives Verhalten als Tugend, bei Frauen als Zickentum.»