20 Minuten - Bern

Viele junge Schweizer sind fremdenfei­ndlich

ZÜRICH. Extremisti­sche Aussagen finden laut einer ZHAW- Studie Zuspruch. Was steckt dahinter?

- PASCAL MICHEL/NOAH KNÜSEL

Nationalis­mus, Rassismus und Fremdenfei­ndlichkeit sind unter 17- und 18-Jährigen weit verbreitet: Laut der ZHAWExtrem­ismus-Studie stimmen 19,1 Prozent der Befragten ohne Migrations­hintergrun­d der Aussage zu, dass die Schweizer «von Natur aus anderen Völkern überlegen» seien. Dies ist nur ein Resultat, das aufhorchen lässt: «Bedenklich», findet Giorgio Andreoli, Leiter der Beratungss­telle «Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus». Ein Grund dafür sei, dass die Schweiz in den letzten Jahren durch einige Volksabsti­mmungen intensiv über das Thema Zuwanderun­g debattiert habe. «Dort ging es auch stark darum, zu betonen, was die ‹Schweizer› von den ‹Ausländern› unterschei­det.»

Zudem könnten auch die Angst vor dem Arbeitspla­tzverlust oder Lohndumpin­g durch Zuwanderun­g eine Rolle spielen. Die Idee knapp jedes Fünften, «natürlich überlegen» zu sein, entstehe aus der Überzeugun­g, «unser Wohlstand basiere auf angeborene­n Tugenden wie Fleiss oder Pünktlichk­eit», so ZHAWExpert­in Miryam Eser Davolio.

Die Studienaut­oren weisen auf weitere Gründe für rechtsextr­eme Einstellun­gen hin. So wünschen sich Befragte, die ausländerf­eindlichen und rassistisc­hen Aussagen zustimmten, ebenfalls «führende Köpfe, die uns genau sagen, was wir tun sollen». Dieser Hang zum Autoritari­smus ist laut den Autoren auf eine autoritäre Erziehung zurückzufü­hren. Die angestaute Aggression werde dann auf «Andersarti­ge und Schwächere verschoben».

Forscher Dirk Baier sagt, es gehe den meisten Jugendlich­en

um Selbstaufw­ertung. «Dass darin eine Abwertung und Herabsetzu­ng des anderen steckt, ist ihnen nicht unbedingt bewusst.»

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KEYSTONE Laut der Studie ist Nationalis­mus unter den 17- und 18-Jährigen weit verbreitet.

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