«Das Bedürfnis nach dem Einkauf am Abend steigt»
ZÜRICH. Coop verärgert mit langen Öffnungszeiten an Heiligabend viele Kunden. Die Branche verweist auf neue Bedürfnisse.
Die Entscheidung von Coop, einige Stadtzürcher Filialen an Heiligabend bis 20 Uhr zu öffnen, stösst bei 20-Minuten-Lesern auf Kritik. «Eine ganz unheilige Idee», schreibt ein Leser. «Wenn alle so lange offen haben, verkauft am Schluss niemand mehr», kritisiert ein anderer. Das glaubt auch Detailhandelsexperte Gotthard F. Wangler: «Ein Franken kann nur einmal ausgegeben werden», sagt er. Lange Öffnungszeiten spielten Ad-hoc-Käufern in die Hände. Aber auch die konsumierten nicht mehr, nur weil sie länger die Möglichkeit dazu hätten. Hinzu komme, dass es in den grossen Bahnhöfen schon grosszügige Öffnungszeiten und Läden gebe, die jeden Tag geöffnet seien. Auch Tankstellenshops mit gutem Grundangebot fänden sich überall. Dass Mitarbeiter unter längeren Öffnungszeiten leiden, glaubt Wangler hingegen nicht: «Es gibt genügend Leute, die abends und an Feiertagen arbeiten wollen.» Ein wirkliches Bedürfnis nach längeren Öffnungszeiten gebe es aber nicht, das zeigten auch immer wieder Abstimmungen.
Patrick Marty von der IG Detailhandel, in der die grössten Händler vereinigt sind, wider- spricht. Die Bedürfnisse veränderten sich. «Flexible Arbeitszeiten, längere Pendlerwege und veränderte Familienstrukturen führen dazu, dass Einkäufe vermehrt am Abend getätigt werden», sagt er. «Auf diese Entwicklung weisen die Umsatzzahlen der Unternehmen deutlich hin.»