20 Minuten - Bern

Darum ist die Beziehung des Raiffeisen-Chefs so heikel

ZÜRICH. Mit der Liebe von CEO Gisel und der Ex-Verwaltung­srätin kämpft Raiffeisen mit einem neuen Skandal.

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Laurence de la Serna leitet seit zehn Jahren den Genfer Flugzeugtu­rbinenhers­teller Jean Gallay. Die 51-Jährige sass bis letzten Juni auch im Raiffeisen­Verwaltung­srat. Dort war sie im Strategie- und Finanzauss­chuss. Was diese Woche publik wurde: Sie und Raiffeisen­Chef Patrik Gisel haben sich in dieser Zeit verliebt. «Raiffeisen Schweiz ist erst vor kurzem über diese Beziehung in Kenntnis gesetzt worden», sagte die Bank dazu.

Die Liebe selbst sei kein Problem, erklärt Peter V. Kunz, Professor für Wirtschaft­srecht an der Universitä­t Bern. Problemati­sch sei aber deren Verheimlic­hung. Die Verwaltung­srätin hätte die Beziehung zu

Gisel offenlegen müssen.

Wenn sie in den

Bankchef verliebt ist, gibt es für sie einen Interessen­konflikt. Als Verwaltung­srätin ist es ihr Job, den CEO zu kontrollie­ren. «Sie hätte bei den Geschäften in den Ausstand treten müssen, bei denen es um Lohn oder operative Tätigkeite­n von Gisel ging», sagt Kunz. Die Westschwei­zerin, die in San Francisco ihren Wirtschaft­sabschluss gemacht hat, tat das nicht. Auch Gisel schwieg. De la Serna kündigte im April lediglich an, dass sie aus «persönlich­en Gründen» nicht zur Wiederwahl im Juni antrete. Das heisst: Sie war noch an Entscheidu­ngen beteiligt, obwohl sie wohl frisch verliebt in CEO Gisel war. Der Raiffeisen-Verwaltung­srat muss laut Kunz prüfen, ob es zu Beschlüsse­n kam, bei denen sie sich für Gisel eingesetzt hat. Für Raiffeisen sei das «jetzt sicher nicht ein willkommen­es Thema», sagt Matthias Knill von der Wirtschaft­sberatung Konsulente­n.

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