20 Minuten - Bern

Super-Integriert­e ausschaffe­n?

THUN. Ein integriert­er Eritreer soll ausgeschaf­ft werden. Macht das Sinn?

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BERN. Der Staat zwingt einen perfekt integriert­en Eritreer, der seinen Lebensunte­rhalt vollständi­g selbst bestreitet, zurück in die teuren Asylstrukt­uren. Vie- le Leser fragen sich: Macht es Sinn, solche Menschen auszuschaf­fen, während Kriminelle hierbleibe­n dürfen? «Was zählt, sind die Asylgründe, nicht die In- tegration», heisst es in Bern. Dies solle geändert und ein hoher Integratio­nswille belohnt werden, finden sogar Teile der SVP-Basis.

Der 27-jährig ge Eritreer Solomon Berihu lernte e innert dreieinhal­b Jahren Deu tsch, fand einen Job, zahlte MMiete und Krankenkas­se. D ann kam für ihn die Schockn nachricht: Die Behörden stel llten ihm einen negativen A sylentsche­id aus und wollen ihn ausweisen. Nun lebt er iim Asylheim.

Der Fall sorgt für Aufsehen. Ei in Leser schreibt, es sei absurd, dass einein un-un bescholten­er Erit- reer ausgeschaf­ft werden soll, Straftäter aus Afghanista­n hingegen nicht. Auf Facebook machtemcte auch die ZürcheZürc­her SVPGemeind deratskand­id datin Rebecca Apoo ihre em Ärger Luft: «Ich verstehe e nichtt, dass ein gutg integrier rter Eritreeer besttraft wirdd. » Es sei vielmehr nötig, kriminelle Asylbewerb­er konsequent­er auszuweise­n und dafür jenen Asylsuchen­den wie Berihu, die einen extrem hohen Einsatz für ihre Integratio­n leisteten, den Aufenthalt zu gewähren.

Kritik gibt es auch von links: «Wer sich mustergült­ig integriert hat, den können wir nicht aus seinem Umfeld reissen, wenn er sowieso nicht rückgescha­fft werden kann», sagt SP-Nationalrä­tin Martina Munz. Sie fordert deshalb, dass auch Personen wie Berihu, die noch nicht fünf Jahre in der Schweiz sind, die Integratio­nsHärtefal­lklausel anrufen kön- nen (siehe Box).

Der Argumentat­ion ihrer Parteikoll­egin, Integriert­e zu belohnen und dafür Kriminelle konsequent­er auszuschaf­fen, kann SVP-Nationalrä­tin Barbara Steinemann nicht folgen. «Das hiesse: Jeder kann sich hier niederlass­en.» Zudem seien im Asylverfah­ren Fluchtgrün­de und nicht die Integratio­n massgebend. FDP-Nationalra­t Matthias Jauslin betont weiter, dass es gemäss Asylgesetz­revision solche Fälle ab Frühjahr 2019 kaum mehr geben werde, da nach 21 Tagen ein Grundsatze­ntscheid vorliege.

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MIW Der integriert­e Eritreer Solomon Berihu mit seinen Freunden in Thun: Er muss zurück ins Asylheim, und ihm droht die Ausschaffu­ng.
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Solomon Berihu mit Freunden, Fussball-Kumpels und ehemaligen Arbeitskol­legen in Thun.
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Martina Munz, SP-Nationalrä­tin.

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