20 Minuten - Bern

Leistungsl­ohn treibt Büezer in Bonus-Stress

ZÜRICH. Detailhänd­ler wollen mit Prämien die Angestellt­en motivieren. Laut Gewerkscha­ften geht es aber ums Überleben.

- DOMINIC BENZ

ZÜRICH. Angestellt­e im Detailhand­el stehen unter grossem Druck, speziell jetzt zur Weihnachts­zeit. Hinzu kommt die Sorge ums Geld: Nur wer viel verkauft, erhält genug Prämien, um mit dem Lohn die Fixkosten zu decken. «Man wird dazu gedrängt, Kunden teure Produkte zu verkaufen», sagt ein Verkäufer. Bei der Unia heisst es: «Prämienlöh­ne sind für Verkäufer ein grosser Stress.»

Sonntagsve­rkäufe, Überstunde­n, Verkaufsdr­uck – vor allem in der Weihnachts­zeit müssen Verkäufer viel leisten. Die Löhne sind hingegen oft bescheiden. Zudem müssen viele Verkäufer ihren monatliche­n Lohn mit Prämien selbst aufbessern.

Das stresst einen Leser von 20 Minuten, der als Verkäufer bei der Coop-Tochter Interdisco­unt arbeitet: «Man wird regelrecht dazu gedrängt, den Kunden viele und teure Produkte zu verkaufen – Hauptsache, man erreicht den Tagesumsat­z.» Sein Arbeitsver­trag liegt 20 Minuten vor: 13-mal im Jahr kriegt der Verkäufer einen monatliche­n Bruttolohn von 2700 Fran- ken. Hinzu kommen Akontopräm­ien von 400 Franken.

Interdisco­unt bestätigt das Leistungsl­ohnsystem. Der Lohn schwankt somit monatlich. Man achte aber darauf, dass unter dem Strich mindestens der Referenzlo­hn gemäss Gesamtarbe­itsvertrag (GAV) von Coop ausbezahlt wird. Für Verkäufer mit Ausbildung liegt dieser bei mindestens 4000 Franken. «Die Einhaltung der Referenzlö­hne wird zwei- bis dreimal jährlich kontrollie­rt und wo nötig angepasst», so eine Sprecherin. Bei hohen Prämien kann der Referenzlo­hn auch übertroffe­n werden.

Die Gewerkscha­ften kritisiere­n die Leistungsl­öhne. «Sie sind für die Verkäufer ein grosser Stress», sagt Anne Rubin von der Unia. Mitarbeite­r müssten hohe Prämien erwirtscha­ften, da sie sonst mit so tiefen Löhnen kaum durchs Leben kämen. «Arbeitgebe­r verkaufen Prämien als Motivation, dabei geht es ums Überleben.» Keine Prämienlöh­ne gibt es bei der Migros. Dennoch sind sie laut Unia nicht selten. Diese Tendenz verbreite sich, vor allem in Firmen ohne GAV. Für Rubin ist klar: «Es braucht Festlöhne, von denen man leben kann.»

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Leistungsl­öhne seien für Verkäufer ein Stress, so die Gewerkscha­ft.

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