Wilde Kandidatin durfte nicht ins Bundeshaus
BERN. Hedi L. kandidierte für den Bundesrat. Wie viele Stimmen sie erhalten hat, weiss sie allerdings nicht.
Hedi L.* freute sich auf die Bundesratswahl. Die bald 60-Jährige aus dem Kanton Bern hatte sich als wilde Kandidatin für einen Sitz in der Landesregierung beworben. Mit der Bestätigung ihrer Kandidatur fuhr sie frühmorgens nach Bern – doch schon am Eingang des Bundeshauses wurde sie gestoppt. Der Sicherheitsdienst verweigerte ihr den Zutritt. «Das ist nicht zu glau- ben», sagt sie. «Ich bin wütend. Jeder kann für den Bundesrat kandidieren. Aber am Wahltag wird man wie eine Persona non grata behandelt.» Auch auf die Zuschauertribüne durfte die diplomierte HRFachfrau nicht, die Wahl verfolgte sie im Radio. Im Vorfeld hatte sie alle Ratsmitglieder angeschrieben und für sich geworben. Ihre Kernparole: «Einwanderung stoppen, sozial zu Einheimischen».
Karin Burkhalter von den Parlamentsdiensten sagt, die Zulassungskriterien für das Bundeshaus seien klar definiert. «Niemand kommt einfach so ins Ge- bäude.» Zutritt erhielten Kandidaten, die von einer Bundeshausfraktion offiziell nominiert worden seien. L. hätte sich allerdings von einem Ratsmitglied einladen lassen können. Das Dossier von L. lag am Wahltag auf und konnte eingesehen werden. Ob das jemand getan hat und ob sie Stimmen erhalten hat, wird L. nie erfahren. Wer bei einer Bundesratswahl weniger als zehn Stimmen erhält, wird namentlich nicht erwähnt – weil jemand aus Jux einen Fantasienamen auf den Abstimmungszettel schreiben könnte.