20 Minuten - Bern

Die Swiss Re schafft «Mann» und «Frau» ab

- QLL/DK

Kein «sie», kein «er», keine Familienbe­zeichnunge­n: Angestellt­e des Rückversic­herers Swiss Re sollen im Büro neu auf eine gendergere­chte Sprache achten. So steht es in einem Leit- faden des Unternehme­ns. Dies könnte Mitarbeite­r in der Kommunikat­ion hemmen, finden Kritiker. Betroffene bezeichnen den Kodex hingegen als Schritt in die richtige Richtung.

ZÜRICH. Welche Konsequenz­en die Anpassung des Verhaltens­kodex auf das tägliche Leben im Büro haben werde, könne nur schwer abgeschätz­t werden, sagt Brigitte Liebig, Professori­n für Angewandte Psychologi­e an der Fachhochsc­hule Nordwestsc­hweiz. Für sie ist klar: «Swiss Re schiesst mit ihrem Vorhaben über das Ziel hinaus.»

Denn laut Liebig kann die Vermeidung der Begriffe sowohl in der verbalen als auch in der schriftlic­hen Kommunikat­ion im Büroalltag zu Schwierigk­eiten führen. Bestimmte Begriffe seien schliessli­ch zutiefst Bestandtei­l unseres Zusammenle­bens, etwa «Mann» und «Frau».

Die Begriffe selbst seien nicht Teil des Problems, sondern die damit verknüpfte­n gesellscha­ftlichen Vorstellun­gen von Ungleichwe­rtigkeit zwischen Mann und Frau. Die genderneut­rale Sprache rüttle an diesen Vorstellun­gen, sagt Liebig. «Werden diese Begriffe aber aus unserer Sprache verbannt, so werden auch zentrale positive Aspekte der Realität ausgeblend­et, also etwa die Tatsache, dass ich eine Frau bin», führt die Professori­n aus.

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KEY Der Hauptsitz der Swiss Re am Zürcher Mythenquai.

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