Die Swiss Re schafft «Mann» und «Frau» ab
Kein «sie», kein «er», keine Familienbezeichnungen: Angestellte des Rückversicherers Swiss Re sollen im Büro neu auf eine gendergerechte Sprache achten. So steht es in einem Leit- faden des Unternehmens. Dies könnte Mitarbeiter in der Kommunikation hemmen, finden Kritiker. Betroffene bezeichnen den Kodex hingegen als Schritt in die richtige Richtung.
ZÜRICH. Welche Konsequenzen die Anpassung des Verhaltenskodex auf das tägliche Leben im Büro haben werde, könne nur schwer abgeschätzt werden, sagt Brigitte Liebig, Professorin für Angewandte Psychologie an der Fachhochschule Nordwestschweiz. Für sie ist klar: «Swiss Re schiesst mit ihrem Vorhaben über das Ziel hinaus.»
Denn laut Liebig kann die Vermeidung der Begriffe sowohl in der verbalen als auch in der schriftlichen Kommunikation im Büroalltag zu Schwierigkeiten führen. Bestimmte Begriffe seien schliesslich zutiefst Bestandteil unseres Zusammenlebens, etwa «Mann» und «Frau».
Die Begriffe selbst seien nicht Teil des Problems, sondern die damit verknüpften gesellschaftlichen Vorstellungen von Ungleichwertigkeit zwischen Mann und Frau. Die genderneutrale Sprache rüttle an diesen Vorstellungen, sagt Liebig. «Werden diese Begriffe aber aus unserer Sprache verbannt, so werden auch zentrale positive Aspekte der Realität ausgeblendet, also etwa die Tatsache, dass ich eine Frau bin», führt die Professorin aus.