«Kein Land kann sicheres E-Voting garantieren»
BERN. Sarah Jamie Lewis deckte Lücken im E-VotingSystem der Post auf. Sie fordert nun detaillierte Untersuchungen.
Frau Lewis, Sie haben zwei Mängel beim Post-E-Voting aufgedeckt (siehe unten). Wie kritisch sind sie für das System?
Sie zeigen, dass die versprochene Nachprüfbarkeit nicht gegeben ist. Ohne diese Garantie sind die Wähler der Wahlbehörde ausgeliefert.
Was heisst das konkret?
Die Idee hinter dem System der Post ist, dass die Bürger nicht der Institution Post vertrauen müssen, sondern die Korrektheit der Wahl selbst anhand mathematischer Beweise nachvollziehen können. Nun haben wir aber in zwei Fällen gezeigt, dass die Wahlbehörde diese Beweise fälschen könnte. Das ist bedenklich, wenn diese Beweise das Hauptargument für die Sicherheit sein sollen.
Wie kann es zu solch gravierenden Mängeln kommen?
Ich würde nicht einzelne Entwickler oder gar die Firma verantwortlich machen. Es scheint, dass Regierungen und Firmen weltweit noch nicht wissen, wie man robuste Wahlsysteme entwickelt.
Was raten Sie nun den Schweizer Behörden?
Ich unterstütze die Schweizer Initiative für ein E-Voting-Mo- ratorium. Wenn kleinste Mängel bei Flugzeugen festgestellt werden, gibt es Nachforschungen, detaillierte Untersuchungen und öffentliche Berichte. Wenn wir die Digitalisierung der öffentlichen Infrastruktur vorantreiben wollen, müssen wir diese Praxis auch auf das E-Voting anwenden: Wir müssen Fehler verstehen und daraus lernen. Bis wir beim E-Voting wirklich wissen, wie es zu den Sicherheitslücken gekommen ist, kann niemand für die Sicherheit garantieren.