Künstlerin stapelt vor dem Bahnhof 10 Tonnen Kuhmist
BERN. Ein Miststock mitten in der Berner Innenstadt. Ob dieser Kunst rümpfte manch einer die Nase.
Gestern um 16 Uhr setzte Künstlerin Barbara Kiener zu einer aussergewöhnlichen Darbietung an: Während vier Stunden stapelte respektive flocht sie zehn Tonnen Kuhmist. Im weissen Beinkleid und mit einer Mistgabel ausgestattet, faltete sie die braune Masse und schichtete sie allmählich zu einem sauberen Miststock. Das alles mitten in der Berner Innenstadt, direkt vor dem Hauptbahnhof.
Passanten betrachteten die Aktion mit gemischten Gefühlen: Während die einen verblüfft und interessiert dem Geschehen folgten, kämpften andere mit Würgereiz. «Es ist irgendwie geil, weil total abgespact», meinte eine Zuschauerin. Ein junger Mann widersprach: «Igitt, das ist widerlich. Wozu das alles, bitte schön?»
Die Künstlerin aus Interlaken will mit der Aktion das Verständnis zwischen Stadt und Land fördern. Ausserdem sei Mistflechten ein anspruchsvolles Handwerk, das heute kaum noch betrieben werde: «Mich hat diese Kunst sehr fasziniert, vor allem diese wahnsinnige Absurdität, Kuhmist auf solch liebevolle Art zu verarbeiten.» Nach langer Suche habe sie einen Bauern gefunden, der ihr das Handwerk beigebracht habe.
Passanten hatten die Möglichkeit, die Künstlerin bei ihrem Vorhaben zu unterstützen: Mistgabeln waren bereitgestellt. «Der Betrachter ist auch Teil der Performance», so Kiener. Während der ersten halben Stunde, als 20 Minuten vor Ort war, griff niemand zur Mistgabel.