«Für eines der reichsten Länder ein Armutszeugnis»
BERN. Am 19. Mai entscheiden die Berner über das Sozialhilfegesetz. Soll der Grundbedarf herabgesetzt werden? Das sagen die Leser.
Richard: Ich war selber zwei Jahre Sozialhilfeempfänger, daher kann ich mit reinem Gewissen sagen, dass eine Kürzung viele in den psychischen Abgrund stürzen könnte. Es ist jetzt schon hart, machts nicht noch schlimmer!
Michèle: Meiner Meinung nach ist eine Kürzung vertretbar. Ich war für kurze Zeit zur Überbrückung beim Sozialamt. Ich hatte mehr Geld zur Verfügung als jetzt, wo wir wieder selbst für uns sorgen können.
Adrian: Unbedingt. Denn heute gibt es keinen Anreiz, für einen Lohn im Verkauf oder in der Gastronomie zu arbeiten. Da bleibt nach Steuern oft weniger als für Sozialhilfebezüger. Das darf nicht sein.
Stefan: Die Sozialhilfe müsste eigentlich erhöht werden – aber nicht unbedingt geldmässig, sondern wertmässig: durch Weiterbildung, Belohnungsstatt Bestrafungssystem und Zuschüsse als Motivation statt Kürzungsandrohungen. So würde man Sozialhilfebezügern die Rückkehr ins normale Leben, erleichtern.
Jonathan: Für alleinstehende Personen finde ich den Grundbedarf sehr kritisch. Für Grossfamilien jedoch ist es oft attraktiver, von der Sozialhilfe zu leben, als zu arbeiten.
Gerda: Als eines der reichsten Länder ist das egoistisch und ein Armutszeugnis! Solange man den Reichen solche Steuergeschenke macht, ist es ein Hohn, bei den Ärmsten zu sparen. Sabrina: Ich habe nicht mal so viel Haushaltsgeld, und ich arbeite jeden Tag. Dieses Gejammer der Sozialhilfebezüger geht gar nicht. Wir kämpfen jeden Tag, um unsere Jobs behalten zu können. Schaut mal besser, dass es den Ü50 besser geht, die bekommen nämlich keine Festanstellung mehr.
Max: Es gibt viele Menschen, die unverschuldet Sozialhilfe beziehen müssen. Der monatliche Bettelgang auf das Sozialamt ist entwürdigend und macht schwer zu schaffen. Auf dem Rücken der Ärmsten soll nun noch mehr gekürzt werden? Vielen Dank, reiche Schweiz!