In England steigt die Angst vor hartem Brexit
LONDON. Nach der Wahl von Boris Johnson zum Premierminister steigt die Angst vor dem EU-Austritt ohne Abkommen. Das hat bereits Folgen.
«Wir fürchten, dass es ernsthafte Störungen geben wird»: Dies sagte Tim Rycroft vom Verband der britischen Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie im Hinblick auf einen möglichen No-Deal-Brexit Ende Oktober. Dieser hätte desaströse Folgen, die Wochen oder sogar Monate anhalten könnten. Es werde in einigen Gebieten Engpässe geben, auf die man sich auch nicht gezielt vorbereiten könne. Das sieht offenbar auch die Pizzakette Domino’s so: Laut dem «Guardian» hat das Unternehmen seine Lagerbestände für über acht Millionen Franken aufgestockt. Auch die Konsumenten sind offenbar verunsichert: Britische Einzelhändler verzeichneten im Juli den umsatzschwächsten Monat seit 24 Jahren. Diverse Läden mussten bereits schliessen.
Doch nicht nur die Wirtschaft bangt wegen eines «harten» Brexit: Ein solcher gefährdet laut Neil Basu, Chef der Anti-Terror-Behörde, die Sicherheit in Grossbritannien. Er klagt, das Land würde vom europäischen Informationssystem zu Schwerkriminellen abgeschnitten, ebenso von Passagierdaten und der Möglichkeit, europäische Haftbefehle zu nutzen. Basu: «Das würde unsere Sicherheit ein Stück weit gefährden.» Zudem haben laut neuen Studien Depressionen und Angstzustände im Land seit dem EU-Referendum 2016 stark zugenommen. Auch nahm die Zahl der Trennungen zu – und die der Geburten sank stark.