Mann heuert Killer an – der kommt nicht
BERN. Aussergewöhnlicher Gerichtsfall: Ein Mann soll versucht haben, eine Familie mittels Auftragskiller aus dem Weg zu räumen. Der Angeheuerte erschien aber nicht.
Das Regionalgericht Bern-Mittelland beschäftigt sich seit gestern mit einem sonderbaren Fall: Der Beschuldigte D. G.* (42) soll im Dezember 2017 in Bern versucht haben, seinen Kumpan R. A.* zu einem Mord anzustiften. In G.s Visier stand der Italiener N. Z.* Dieser sei im Besitz eines Tresors, in dem sich Gold und 100000 Franken befänden, erzählte G. seinem designierten Komplizen bei mehreren Treffen. G.s Plan sah vor, dass A. das Opfer sowie dessen Frau und dessen Sohn erschiesst, während G. den Tresor ausräumt. Dem angeheuerten Killer versprach er die Hälfte der Beute. Am 15. Januar 2018 verabredeten sich die beiden auf der Parkterrasse des Bahnhofs Bern, um die Tat umzusetzen. Doch A. erschien nicht zu diesem Treffen.
Aufgrund diverser Vorbereitungshandlungen sei davon auszugehen, dass G. «seinen Plan umgesetzt hätte, wenn A. zum vereinbarten Treffen erschienen wäre», heisst es in der Anklageschrift. Ihm werden daher versuchte Anstiftung zum Mord, allenfalls strafbare Vorbereitungshandlungen zum Mord und qualifizierter Raub vorgeworfen. Die Staatsanwältin fordert eine Freiheitsstrafe von elf Jahren. G.s Verteidiger verlangt dagegen einen Freispruch: Z. habe die Sache zum Mordkomplott aufgebauscht und A., einen vielfach vorbestraften Drogenabhängigen, mit Geld zu fingierten Aussagen bewegt. Das Urteil wird morgen Freitag verkündet.