Aufsteiger und Durchstarter, Bankdrücker und Sorgenkinder
LAUSANNE. So sind die Schweizer vor den Spielen am Samstag in Dänemark und am Dienstag in Genf gegen Irland in Form.
Sommer ist eine Bank: Bei den Goalies ist die Ausgangslage derart klar, dass Dortmunds Roman Bürki längst keine Lust mehr hat, immer nur als Nummer 2 dabei zu sein. Yann Sommer ist auch in dieser Saison ein sicherer Wert beim überraschenden Bundesliga-Leader Gladbach. Interessant wäre, wer spielen würde, sollte er ausfallen. Yvon Mvogo steht in der Hierarchie höher als Basels starker Rückhalt Jonas Omlin, ist aber bei Leipzig weiterhin nur Reservist.
Akanjis Probleme: Der derzeit stärkste Schweizer Abwehrspieler ist Nico Elvedi, der bei Gladbach im Zentrum stabil agiert. Das spricht dafür, dass Nationaltrainer Vladimir Petkovic am Samstag erneut auf ein 3-4-3-System setzt – mit Elvedi an der Seite von Fabian Schär, der bei Newcastle überzeugt, und Manuel Akanji. Der Dortmunder allerdings leistete sich zuletzt einige Fehler. Gar im Tief steckt Ricardo Rodriguez. Der Linksverteidiger hat bei Milan seinen Stammplatz an Theo Hernández verloren. Dennoch dürfte er übermorgen in Dänemark beginnen – obwohl Loris Benito beim neuen Arbeitgeber Bordeaux durchaus akzeptabel gespielt hat.
Offen ist das Rennen hinten rechts. Rückkehrer und Captain Stephan Lichtsteiner blickt zwar auf wenig erfreuliche Wochen inklusive Platzverweis und früher Auswechslung bei Augsburg zurück, ist aber die solidere Lösung als der stürmische Kevin Mbabu, zumal dieser in Wolfsburg vorwiegend auf der Bank sitzt.
Kaum infrage für Startelfeinsätze kommen Basels Innenverteidiger Eray Cömert und der rechte Abwehrspieler Michael Lang, der kurz vor Ende der Transferphase von Gladbach zu Bremen flüchtete. Das Herzstück der Auswahl: Im zentralen Mittelfeld verfügt die Schweiz über starke Optionen. Ganz egal, ob zwei oder drei Aufbauer aufgestellt werden. Unbestritten sind Arsenals Captain Granit Xhaka und Denis Zakaria. Xhaka wird jedoch in England zuweilen brutal kritisiert. «Er ist ein erfahrener Spieler, der keine Erfahrung hat», sagte Sky-SportsExperte Gary Neville kürzlich. Und: «Xhaka lernt einfach nichts.» Manchmal agiert Xhaka, der Anfang Woche Vater wurde, nach wie vor ungestüm, seine Ballsicherheit und Übersicht aber sind erstklassig. Und Zakaria, erst 22, ist auf dem besten Weg, den nächsten Schritt in seiner Entwicklung zu realisieren. Er ist ein moderner Box-to-Box-Spieler, zwischen beiden Strafräumen stilprägend unterwegs.
Auch Remo Freuler läuft es beim Serie-A-Überraschungsteam Atalanta erneut glänzend. Djibril Sow ist bei Frankfurt unter seinem früheren YB-Trainer Adi Hütter nach zweimonatiger Verletzungspause und vorerst ungenügenden Leistungen zuletzt durchgestartet. Edimilson Fernandes wiederum hat sich bei Mainz sofort als Stütze etabliert.
Embolos neue Rolle: Sechs Offensivkräfte stehen in Petkovics Kader. Renato Steffen (Wolfsburg), Mario Gavranovic (Dinamo Zagreb) und Josip Drmic (Norwich) sind wechselhaft bis unbefriedigend unterwegs. Admir Mehmedi steht vor ihnen, obwohl er bei Wolfsburg hart um Einsätze kämpfen muss. Er könnte zusammen mit Haris Seferovic, der bei Benfica Lissabon noch nicht so treffsicher ist wie letzte Saison (3 Tore in 11 Pflichtspielen), und Breel Embolo den Angriff bilden. Embolo hat seine Karriere nach drei komplizierten Jahren bei Schalke mit dem Transfer zu Gladbach neu lanciert. Er gefällt in neuer Rolle hinter zwei Angreifern, ist agil und spielfreudig. Es wäre an der Zeit, dass er auch mal wieder ein starkes Länderspiel absolviert.