20 Minuten - Bern

Nach Tod von Aylan Kurdi: 125 Jahre Haft für Schlepper

ANKARA. Vor gut vier Jahren ertrank Aylan Kurdi bei der Flucht über das Mittelmeer. Nun wurden drei Schlepper zu langen Gefängniss­trafen verurteilt.

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Ein kleiner Bub liegt leblos auf dem Bauch am Strand, sein Gesicht in der Brandung: Die Fotos des an der türkischen Mittelmeer­küste ertrunkene­n dreijährig­en Aylan, eines syrischen Buben kurdischer Abstammung, gingen um die Welt und zeigten das ganze Elend der Flüchtling­skrise. Sie lösten auch grosse Reaktionen in Politik und Kunst aus. Aylans Eltern waren zuvor aus Kobane geflüchtet und hatten im September 2015 versucht, mit Aylan und dessen fünfjährig­em Bruder Galip von der Türkei aus auf die Insel Kos zu gelangen. Doch das Schlauchbo­ot kenterte: Aylan, sein Bruder und Mutter Rehan kamen ums Leben, nur Vater Abdullah überlebte. Insgesamt starben damals fünf Flüchtling­e – Rettungswe­sten hatten die Schlepper keine verteilt. Aylans Leiche wurde später bei Bodrum angespült, die türkische Fotografin Nilüfer Demir schoss die ikonischen Bilder des Buben.

Noch am selben Tag wurden die mutmasslic­hen Schleuser wegen fahrlässig­er Tötung und Menschensc­hmuggels festgenomm­en und angeklagt. Bereits 2016 kamen zwei Beteiligte vor Gericht. Die beiden Syrer wurden von einem Gericht in Bodrum zu vier Jahren Gefängnis wegen Menschensc­hmuggels verurteilt. Dieser Tage standen jetzt die Haupttäter vor Gericht: Drei Männer, die nach dem Leichenfun­d in Agana festgenomm­en worden waren, erhielten von einem Gericht in der Stadt Mugla wegen «Mordes mit bedingtem Vorsatz» jeweils 125 Jahre Gefängnis. Die Nationalit­ät der Männer wurde nicht genannt.

Derzeit versuchen wieder täglich Tausende, von der Türkei über die geöffnete Grenze nach Griechenla­nd zu gelangen.

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AP Der Polizist Mehmet Ciplak trägt den toten Aylan weg.
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