20 Minuten - Bern

«Man kann das Coronaviru­s von der Parkbank auflesen»

ZÜRICH. Während Bund und Kantone gegen das Virus kämpfen, geniessen viele das Wetter. Für einen Experten ist das unverständ­lich.

- DANIEL GRAF

Seit Sonntag scheint die Sonne, und es herrschen frühlingsh­afte Temperatur­en. Trotz der immer drastische­ren Massnahmen von Bund und Kantonen haben in den letzten Tagen viele Menschen das schöne Wetter draussen genossen. Bilder in den sozialen Medien zeigen volle Wiesen und Seepromena­den. Für den Tessiner Arzt und Infektiolo­gen Andreas Cerny ist das unverständ­lich: «Je weiter sich das Virus verbreitet, desto grösser ist die Gefahr, sich selber anzustecke­n, wenn man nicht zu Hause bleibt», sagt Cerny.

Anstecken könne man sich nicht nur im überfüllte­n Zug oder wenn jemand einem ins Gesicht hustet: «Wir wissen, dass das Virus auf Oberfläche­n infektiös bleiben kann», sagt Cerny. Auf Plastik habe man es nach mehr als einem Tag noch nachweisen können. «Jeder kann es sich also auch von einer Parkbank oder einem Treppengel­änder auflesen.»

Im Tessin wurden bereits letzte Woche einschneid­ende Massnahmen ergriffen: Bars und Restaurant­s mussten abends zumachen, auch Fitnesscen­ter, Kinos und weitere Einrichtun­gen wurden geschlosse­n. «Die Tessiner haben das akzeptiert, es gibt kaum jemanden, der sich über die Eingriffe ins öffentlich­e Leben nervt», sagt der Infektiolo­ge. Geholfen hätten Bilder aus Italien: «Im TV sehen wir kriegsähnl­iche Zustände – und das keine 30 Kilometer von hier entfernt.» Er verstehe nicht, weshalb die Schweiz so lange zuwarte. «Solange die Menschen dürfen, werden sie bei diesem Wetter nach draussen gehen», sagt Cerny. «An die Eigenveran­twortung zu appelliere­n, reicht hier einfach nicht aus.»

 ?? KEYSTONE ?? Die ersten Soldaten sind bereits in die Kaserne von Stans eingerückt. Es sind dies Angehörige des Spitalbata­illons 5.
KEYSTONE Die ersten Soldaten sind bereits in die Kaserne von Stans eingerückt. Es sind dies Angehörige des Spitalbata­illons 5.
 ?? 20M ?? Als ob nichts wäre: Die Seepromena­de in Zürich ist voll mit Menschen. Bitte, lasst das!
20M Als ob nichts wäre: Die Seepromena­de in Zürich ist voll mit Menschen. Bitte, lasst das!

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland