Jetzt ist Schluss mit Einkaufstourismus
ZÜRICH. Die Grenzen zu Deutschland sind dicht. Schweizer können im grenznahen Ausland nicht mehr günstig einkaufen. Hiesige Händler freuts.
Der Einkaufstourismus von Schweizer Konsumenten in Deutschland ist gestoppt. Das nördliche Nachbarland hat gestern Morgen die Grenzen ausser für den Warenverkehr und für Pendler dichtgemacht.
Der Entscheid hat grosse wirtschaftliche Auswirkungen. Rund 10 Milliarden Franken geben Schweizer Konsumenten pro Jahr im Ausland aus, wie die Credit Suisse (CS) in ihrem Retail Outlook angibt. Das entspricht mehr als einem Zehntel des gesamten Schweizer Detailhandelsumsatzes. Ein grosser Teil davon fliesst ins grenznahe Ausland.
Mit dem Entscheid Deutschlands zur Grenzschliessung fällt dieser Einkaufstourismus für unbestimmte Zeit aus. Niemand weiss, wie lange die Grenzen dicht bleiben.
Dabei wäre der Einkauf in Deutschland so attraktiv wie selten. Gemäss CS-Studie bezahlten Schweizer hierzulande für einen durchschnittlichen Warenkorb im vergangenen Jahr fast 50 Prozent mehr als in Deutschland. Zudem ist der Franken gegenüber dem Euro so stark wie seit Jahren nicht mehr. Das heisst, in Deutschland gibt es mehr fürs Geld, denn je stärker der Franken gegenüber der Gemeinschaftswährung ist, desto günstiger sind die Einkäufe im EuroRaum.
Können Migros, Coop und
Co. nun abseits der Hamsterkäufe zusätzlich profitieren, weil die Grenzen dicht sind? Coop gibt sich verhalten. Man rechne weiterhin mit einer starken Nachfrage, sagt eine Sprecherin zu 20 Minuten. Auch die Sprecher von Migros, Aldi Suisse und Lidl Schweiz wollten zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben zur Umsatzentwicklung machen.
Konkreter sind die Experten. Marc C. Riebe vom Beratungsunternehmen The Location Group sagt: «Lebensmittelhändler profitieren ungemein von der Situation.» Die Schweizer Lebensmitteldetailhändler können, je nach Dauer der Grenzschliessungen, mit einigen Milliarden Franken mehr Umsatz rechnen, schätzt Riebe. Auch GfK-Expertin Sandra Woehlert sagt: «Die lokalen Händler werden profitieren – stationär und vor allem im lokalen Onlinegeschäft hört man bereits von starken Zuwächsen.»