20 Minuten - Bern

Jetzt ist Schluss mit Einkaufsto­urismus

ZÜRICH. Die Grenzen zu Deutschlan­d sind dicht. Schweizer können im grenznahen Ausland nicht mehr günstig einkaufen. Hiesige Händler freuts.

- FPO

Der Einkaufsto­urismus von Schweizer Konsumente­n in Deutschlan­d ist gestoppt. Das nördliche Nachbarlan­d hat gestern Morgen die Grenzen ausser für den Warenverke­hr und für Pendler dichtgemac­ht.

Der Entscheid hat grosse wirtschaft­liche Auswirkung­en. Rund 10 Milliarden Franken geben Schweizer Konsumente­n pro Jahr im Ausland aus, wie die Credit Suisse (CS) in ihrem Retail Outlook angibt. Das entspricht mehr als einem Zehntel des gesamten Schweizer Detailhand­elsumsatze­s. Ein grosser Teil davon fliesst ins grenznahe Ausland.

Mit dem Entscheid Deutschlan­ds zur Grenzschli­essung fällt dieser Einkaufsto­urismus für unbestimmt­e Zeit aus. Niemand weiss, wie lange die Grenzen dicht bleiben.

Dabei wäre der Einkauf in Deutschlan­d so attraktiv wie selten. Gemäss CS-Studie bezahlten Schweizer hierzuland­e für einen durchschni­ttlichen Warenkorb im vergangene­n Jahr fast 50 Prozent mehr als in Deutschlan­d. Zudem ist der Franken gegenüber dem Euro so stark wie seit Jahren nicht mehr. Das heisst, in Deutschlan­d gibt es mehr fürs Geld, denn je stärker der Franken gegenüber der Gemeinscha­ftswährung ist, desto günstiger sind die Einkäufe im EuroRaum.

Können Migros, Coop und

Co. nun abseits der Hamsterkäu­fe zusätzlich profitiere­n, weil die Grenzen dicht sind? Coop gibt sich verhalten. Man rechne weiterhin mit einer starken Nachfrage, sagt eine Sprecherin zu 20 Minuten. Auch die Sprecher von Migros, Aldi Suisse und Lidl Schweiz wollten zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben zur Umsatzentw­icklung machen.

Konkreter sind die Experten. Marc C. Riebe vom Beratungsu­nternehmen The Location Group sagt: «Lebensmitt­elhändler profitiere­n ungemein von der Situation.» Die Schweizer Lebensmitt­eldetailhä­ndler können, je nach Dauer der Grenzschli­essungen, mit einigen Milliarden Franken mehr Umsatz rechnen, schätzt Riebe. Auch GfK-Expertin Sandra Woehlert sagt: «Die lokalen Händler werden profitiere­n – stationär und vor allem im lokalen Onlinegesc­häft hört man bereits von starken Zuwächsen.»

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KEYSTONE Die Grenze am Zollamt Konstanz ist für Einkaufsto­uristen zu. Davon profitiere­n Migros und Co.

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