Ukrainische Leihmütter für Schweizer Babys
KIEW. Bilder aus der Ukraine zeigen eine Halle voller Babys. Auch Schweizer Paare setzen auf osteuropäische Leihmütter. So läuft das Business.
KONTROVERS Das Video von 46 neugeborenen Babys aus dem Kiewer Hotel Venice ging vor einigen Tagen um die Welt. Die Kinder wurden von Leihmüttern ausgetragen und warten auf ihre Eltern. Doch wegen der Corona-Pandemie können diese nicht in die Ukraine einreisen. Im Gegensatz zur Schweiz ist die Leihmutterschaft in der Ukraine erlaubt. Die Klinik Biotexcom beschreibt sich auf ihrer Website als eines der «führenden Center für künstliche Befruchtung in Europa». Auch Schweizer Paare lassen Babys von Leihmüttern der Kiewer Klinik austragen. «Wir haben mehrere Paare aus der Schweiz», sagt Mariia Golumbovska, die Übersetzerin des Ärzteteams. Zurzeit gebe es keine Schweizer Babys im Hotel. «Wir haben einige Schweizer Paare, deren Leihmütter schwanger sind.» Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten sagt auf Anfrage, dass es seit Januar zwei Fälle gegeben habe, in denen die Schweizer Botschaft in Kiew zur Anerkennung eines Babys kontaktiert worden sei.
Eine Leihmutterschaft in der Ukraine kostet je nach Klinik, Programm und zusätzlichen Methoden laut der Plattform Babygest.com zwischen 26 000 und 60 000 Euro. Wie viele andere Kliniken bietet auch Biotexcom sogenannte All-inclusive-Pakete an. So beginnt das Leihmutterschaftsprogramm ab 39 999 Euro und kann bis zu 64 900 Euro kosten. Darin sind etwa die medizinischen Tests enthalten oder juristische Hilfe. Den Verdienst der Leihmutter gibt Biotexcom nicht bekannt. Ein Schweizer Paar, das von Biotexcom ein Baby austragen liess, berichtete dem «Blick», dass die Leihmutter von ihren bezahlten 50 000 Euro 16 200 Euro erhalten habe.
SP-Nationalrätin Martina Munz übt scharfe Kritik am Business mit den Leihmutterschaften. «Bei Leihmutterschaften werden Frauen in finanzieller Not wirtschaftlich und sozial ausgenutzt, was zu verurteilen ist», sagt sie. Wären die Frauen nicht in einer Notsituation, würden sie sich niemals dafür zur Verfügung stellen.