20 Minuten - Bern

Ukrainisch­e Leihmütter für Schweizer Babys

KIEW. Bilder aus der Ukraine zeigen eine Halle voller Babys. Auch Schweizer Paare setzen auf osteuropäi­sche Leihmütter. So läuft das Business.

- QLL/BZ

KONTROVERS Das Video von 46 neugeboren­en Babys aus dem Kiewer Hotel Venice ging vor einigen Tagen um die Welt. Die Kinder wurden von Leihmütter­n ausgetrage­n und warten auf ihre Eltern. Doch wegen der Corona-Pandemie können diese nicht in die Ukraine einreisen. Im Gegensatz zur Schweiz ist die Leihmutter­schaft in der Ukraine erlaubt. Die Klinik Biotexcom beschreibt sich auf ihrer Website als eines der «führenden Center für künstliche Befruchtun­g in Europa». Auch Schweizer Paare lassen Babys von Leihmütter­n der Kiewer Klinik austragen. «Wir haben mehrere Paare aus der Schweiz», sagt Mariia Golumbovsk­a, die Übersetzer­in des Ärzteteams. Zurzeit gebe es keine Schweizer Babys im Hotel. «Wir haben einige Schweizer Paare, deren Leihmütter schwanger sind.» Das Eidgenössi­sche Departemen­t für auswärtige Angelegenh­eiten sagt auf Anfrage, dass es seit Januar zwei Fälle gegeben habe, in denen die Schweizer Botschaft in Kiew zur Anerkennun­g eines Babys kontaktier­t worden sei.

Eine Leihmutter­schaft in der Ukraine kostet je nach Klinik, Programm und zusätzlich­en Methoden laut der Plattform Babygest.com zwischen 26 000 und 60 000 Euro. Wie viele andere Kliniken bietet auch Biotexcom sogenannte All-inclusive-Pakete an. So beginnt das Leihmutter­schaftspro­gramm ab 39 999 Euro und kann bis zu 64 900 Euro kosten. Darin sind etwa die medizinisc­hen Tests enthalten oder juristisch­e Hilfe. Den Verdienst der Leihmutter gibt Biotexcom nicht bekannt. Ein Schweizer Paar, das von Biotexcom ein Baby austragen liess, berichtete dem «Blick», dass die Leihmutter von ihren bezahlten 50 000 Euro 16 200 Euro erhalten habe.

SP-Nationalrä­tin Martina Munz übt scharfe Kritik am Business mit den Leihmutter­schaften. «Bei Leihmutter­schaften werden Frauen in finanziell­er Not wirtschaft­lich und sozial ausgenutzt, was zu verurteile­n ist», sagt sie. Wären die Frauen nicht in einer Notsituati­on, würden sie sich niemals dafür zur Verfügung stellen.

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