1077 Fälle: Das bedeuten die hohen Corona-zahlen
ZÜRICH. Die Corona-fallzahlen in der Schweiz explodieren, in den Spitälern ist es aber nach wie vor vergleichsweise ruhig. Die wichtigsten Antworten.
BERN. Das BAG meldete gestern 1077 bestätigte Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Damit sind die Covid-19-fallzahlen so hoch wie seit dem 1. April nicht mehr. Im Vergleich zum Frühling müssen derzeit aber weniger Personen hospitalisiert werden. Ist das Virus inzwischen weniger gefährlich? Oder werden in den kommenden Wochen wieder vermehrt Menschen wegen Corona im Spital landen? 20 Minuten beantwortet die drängendsten Fragen.
Ist die zweite Welle jetzt da?
Laut der Epidemiologin Olivia Keiser von der Uni Genf gibt es keine allgemeingültige Definition einer Welle. In manchen Regionen Europas gebe es diese Wellenbewegung. «In der Schweiz kann man regional von einer zweiten Welle sprechen.»
Trotzdem ist die Zahl der Hospitalisierungen und Todesfälle derzeit eher tief. Weshalb?
«Zurzeit infizieren sich noch vermehrt junge Menschen. Sie müssen weniger oft hospitalisiert werden und sterben seltener am Virus», sagt die Basler Epidemiologin Emma Hodcroft. Hospitalisierungen und Todesfälle seien jedoch nicht die einzigen negativen Folgen: «Auch Jüngere können wochenlang krank sein, und über die langfristigen Auswirkungen von Covid-19 wissen wir noch wenig.»
Wie unterscheidet sich die jetzige Situation von der ersten Welle im Frühling?
Im Frühling zeigten verhältnismässig mehr positiv Getestete schwere Verläufe. Laut Keiser
ist die Testsituation heute eine andere als im Frühling, als sich junge Menschen mit Symptomen in Selbstisolation begeben mussten, ohne einen Test zu machen. Diese tauchten in der
Statistik gar nicht auf.
Steigt die Anzahl positiv Getesteter, weil mehr getestet wird? Hier ist die Positivitätsrate zu beachten, die ebenfalls steigt: Zwischen Mitte August und Anfang
September fielen jeweils zwischen 2,9 und 4,2 Prozent der Tests positiv aus. Seit Anfang Oktober steigt die Positivitätsrate. Gestern lag sie bei 7,1 Prozent. Der Höchstwert Ende
März betrug 19,4 Prozent.
Ist das Virus weniger tödlich geworden?
Nein. Hodcroft sagt: «Es gibt keine Anzeichen, dass das Virus, das jetzt umgeht, sich vom
Virus im Frühling unterscheidet. Es ist weder schwächer noch weniger gefährlich.» Werden die Hospitalisierungsund Todeszahlen hierzulande ebenfalls ansteigen?
Davon ist laut Hodcroft – auch mit Blick auf andere europäische Länder – auszugehen, sofern die Fallzahlen nicht wieder sinken.