«Orgelklänge drangen mitten in der Nacht aus der Kirche»
BERN. Ein Leser-reporter vernimmt um 1 Uhr nachts Orgelklänge. Dafür gibt es eine einfache Erklärung.
In der Nacht auf Sonntag wähnte sich der Berner Sohail Ahmad in einem Schauermärchen: Kurz nach 1 Uhr kam er nach einer Kneipentour an der christkatholischen Kirche St.peter und Paul neben dem Rathaus vorbei. Da war es ihm, als ertönten aus dem Innern des Gotteshauses Orgelklänge. «Im ersten Moment dachte ich, dass mir der Alkohol wohl zu Kopf gestiegen sei», erzählt der 26-Jährige. «In der Kirche war es stockdunkel, auch die Tür war verschlossen. Eigentlich konnte da gar niemand darin spielen.»
Auf Anfrage gibt Pfarrerin Anne-marie Kaufmann Entwarnung: «Ich muss Sie leider enttäuschen: Meines Wissens gibt es bei uns keine Geister.» Für die nächtlichen Orgelklänge gebe es einen einfachen Grund: Der Titularorganist übe seine Stücke gern zu später Stunde. 1Uhr sei allerdings auch für den nachtaktiven Kirchenmusiker reichlich spät, räumt Kaufmann ein. Für die letzte Gewissheit sorgt Organist Walter Dolak höchstpersönlich. Er sei es gewesen, der Samstagnacht in die Tasten gehauen habe. «Es kommt schon immer wieder mal vor, dass ich nach Mitternacht noch spiele», erklärt er.
Die absolute Ruhe und die geheimnisvolle Aura, wenn einem der Kirchenraum zu nächtlicher Stunde ganz allein gehöre, seien etwas Faszinierendes. Zuweilen spiele er gänzlich im Finstern, etwa wenn er improvisiere, erzählt der Kirchenmusiker. Nicht so am vergangenen Wochenende: Da habe die Pultlampe auf der Orgel gebrannt – doch deren Licht dringt nicht durch die Kirchenfenster nach draussen.