Kein 2. Lockdown: Das müssen wir dafür tun
BERN. Epidemiologen sind besorgt über die Explosion der Corona-zahlen. Eine Reihe von Coronamassnahmen soll den Lockdown verhindern.
«Man kann von einer zweiten Welle sprechen», sagt die Epidemiologin Olivia Keiser angesichts 2823 neuer Corona-fälle. Um einen zweiten Lockdown zu verhindern, braucht es nun laut Keiser rasch strengere Massnahmen wie Kontaktbeschränkungen,
Beizenschliessungen oder eine Maskenpflicht in Innenräumen. Der Ökonom Reiner Eichenberger will dagegen, dass die Bevölkerung die Möglichkeit erhält, zwischen Selbstschutz und Immunisierung zu wählen.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga trifft die Kantone heute zum Krisengipfel, um über neue Corona-massnahmen zu beraten. Gestern meldete der Bund 2823 neue Corona-fälle. Damit zeigt die Kurve weiter steil nach oben.
«Höchst alarmiert» ist Olivia Keiser von der Uni Genf: «Man kann von einer zweiten
Welle sprechen.» Mache die Schweiz weiter wie bisher, drohe eine Überlastung des Gesundheitssystems – und sogar
ein neuer Lockdown. «Je länger man wartet, desto teurer wird es. Es ist notwendig, dass die Schweiz rasch strengere
Massnahmen ergreift», sagt Keiser. Dabei könne sie sich am Ausland orientieren.
Kontakte beschränken: Grossbritannien beschränkt private Treffen vielerorts auf sechs Personen, Belgien auf vier. «Die Beschränkung der Kontakte ist auch in der Schweiz angezeigt, weil gerade im Privaten keine ausgefeilten Schutzkonzepte vorhanden sind», so Keiser.
Masken: Die Forscherin empfiehlt eine Maskenpflicht in allen Innenräumen – auch in Büros –, wie sie in Frankreich gilt. «Es mehren sich die Hinweise, dass ein beträchtlicher Teil der Ansteckungen über Aerosole passiert.» Zudem könnte das Alter für die Maskenpflicht bei Kindern herabgesetzt werden. Sperrstunde oder Gastrobetriebe schliessen: Die Niederlande haben die Restaurants dichtgemacht. «Aus epidemiologischer Sicht wäre eine Schliessung der Restaurants sinnvoll», sagt Keiser. Das träfe die Branche aber hart. Tests: Gas geben sollte die Schweiz bei der Lancierung von Corona-schnelltests, sagt die Expertin. So würden sich infizierte Personen schneller isolieren und Kontaktpersonen würden schneller gewarnt.
Gegen neue Corona-einschränkungen für alle spricht sich Wirtschaftsprofessor Reiner Eichenberger aus. Jeder solle frei entscheiden können, ob er sich einer Ansteckung aussetzen wolle (siehe Interview unten).