«Ein zweiter Lockdown ohne klares Ausstiegsszenario wäre noch fataler»
Herr Eichenberger, wir verzeichnen gerade über 1000 Fälle mehr als beim Ausruf des Lockdown im März. Bleibt doch nur noch ein zweiter Lockdown übrig?
Nein. Ein zweiter Lockdown ohne glasklares Ausstiegsszenario wäre jetzt, in den Herbst- und Wintermonaten, noch fataler als vorher. Nach seiner Aufhebung würden die Zahlen wieder schnell steigen, und es bräuchte einen dritten und vierten Lockdown – oder gleich einen Dauerlockdown. Das ist unbezahlbar und würde die Gesellschaft total spalten.
Welche Strategie schlagen Sie stattdessen vor?
Wir brauchen eine klug strukturierte Schutz- und Immunisierungsstrategie, also eine differenzierte Behandlung der gesellschaftlichen Gruppen. Es gibt schon viele Genesene, diese müssen sich wieder möglichst frei bewegen können – sie werden gebraucht. Allen anderen muss die Möglichkeit geboten werden, zwischen wirkungsvollem Selbstschutz und einem normaleren Leben mit dem Risiko einer immunisierenden Ansteckung zu wählen. Wie würde dies funktionieren? Föderalistisch. Für jene, die sich besonders schützen wollen, sollten Gemeinden und Kantone zum Beispiel Ladenöffnungszeiten definieren. Dann würden sowohl eine speziell strenge Maskenpflicht als auch strenge Abstandsregeln gelten. Auch sollten diese Personen Masken tragen, die einen guten Eigenschutz bieten. Und der Bund soll nur die Grenze zu Ländern mit einer viel höheren Infektionsrate schliessen.