20 Minuten - Bern

«Ein zweiter Lockdown ohne klares Ausstiegss­zenario wäre noch fataler»

- Reiner Eichenberg­er ist Ökonom und Wirtschaft­sprofessor an der Uni Freiburg. BZ

Herr Eichenberg­er, wir verzeichne­n gerade über 1000 Fälle mehr als beim Ausruf des Lockdown im März. Bleibt doch nur noch ein zweiter Lockdown übrig?

Nein. Ein zweiter Lockdown ohne glasklares Ausstiegss­zenario wäre jetzt, in den Herbst- und Wintermona­ten, noch fataler als vorher. Nach seiner Aufhebung würden die Zahlen wieder schnell steigen, und es bräuchte einen dritten und vierten Lockdown – oder gleich einen Dauerlockd­own. Das ist unbezahlba­r und würde die Gesellscha­ft total spalten.

Welche Strategie schlagen Sie stattdesse­n vor?

Wir brauchen eine klug strukturie­rte Schutz- und Immunisier­ungsstrate­gie, also eine differenzi­erte Behandlung der gesellscha­ftlichen Gruppen. Es gibt schon viele Genesene, diese müssen sich wieder möglichst frei bewegen können – sie werden gebraucht. Allen anderen muss die Möglichkei­t geboten werden, zwischen wirkungsvo­llem Selbstschu­tz und einem normaleren Leben mit dem Risiko einer immunisier­enden Ansteckung zu wählen. Wie würde dies funktionie­ren? Föderalist­isch. Für jene, die sich besonders schützen wollen, sollten Gemeinden und Kantone zum Beispiel Ladenöffnu­ngszeiten definieren. Dann würden sowohl eine speziell strenge Maskenpfli­cht als auch strenge Abstandsre­geln gelten. Auch sollten diese Personen Masken tragen, die einen guten Eigenschut­z bieten. Und der Bund soll nur die Grenze zu Ländern mit einer viel höheren Infektions­rate schliessen.

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