Trump vs. Biden: Es wird richtig knapp
KONTROVERS Der Uswahlkampf tritt in seine heisse Phase. Laut einem Politologen steht der nächste Präsident noch längst nicht fest.
Herr Trechsel*, trauen Sie den nationalen Umfragen, wonach Biden in Führung liegt?
Nein. Die jetzigen Umfragen sind alle Momentaufnahmen, und relativ unscharfe dazu. Die Tendenz spricht zwar für Biden – doch das war schon 2016 bei Hillary Clinton so. Die Umfragen haben für enge Rennen grundsätzlich zu hohe Fehlerquoten. Das sieht man gerade in den Swing States, in denen die Umfragen einiges weniger deutlich ausfallen als auf der nationalen Ebene.
Sie rechnen also mit einem knappen Rennen?
Ja, absolut – auch wenn das Ergebnis in den meisten Bundesstaaten feststeht. Knapp wird es aber in den Swing States wie Florida, Ohio oder Pennsylvania. 2016 machten etwa in Michigan, mit immerhin 16 Elektorenstimmen, nur gerade 13 000 Stimmen den Unterschied.
Welche Wählerschichten werden matchentscheidend sein?
Trump setzt – unter anderem – erneut auf die «suburban women», die Vorortfrauen, und auf weisse Männer ohne höhere Ausbildung. Bei Biden sind es weisse höher Gebildete und Afroamerikaner.
Auf die Stimmen der Latinos sind beide angewiesen.
Und in den Swing States?
Die Latinos dürften in mehreren Swing States entscheidend sein. Allerdings zählt hier wirklich jede Stimme. Denn hier haben diese Stimmen mehr Gewicht.
Was ist mit den jungen Wählern, denjenigen, die von beiden Politikern die Nase voll haben?
Auf sie setzt vor allem Biden, indem er auf Zukunftsversprechen und eine fortschrittliche Klimapolitik setzt. Doch viele junge Wähler wollten eigentlich Bernie Sanders ihre Stimme geben. Ein Teil wird nun für Biden stimmen, aber eben: wohl nur ein Teil. In den Swing States werden zudem die Erstwähler wichtig sein. Deswegen wird dort derzeit auch am meisten investiert.
Wen sehen Sie als Sieger der Präsidentschaftswahlen 2020?
Das kann ich nicht sagen, das wäre Kaffeesatzleserei und unseriös.