20 Minuten - Bern

Bundesrat lässt Beizen zu und kassiert Prügel

BERN. Die SVP spricht von Schikane, und auch für Economiesu­isse lockert der Bundesrat die Coronamass­nahmen zu langsam.

- DANIEL WALDMEIER

BERN. Läden ja, Restaurant­s nein, Sport ja, aber nur draussen: Mit den Lockerungs­entscheide­n von gestern fährt der Bundesrat eine Kompromiss­strategie. Für den Branchenve­rband Gastro Suisse unverständ­lich. Auch Economiesu­isse kritisiert den Öffnungspl­an: «Für viele Unternehme­n bleibt unklar, womit sie ab dem 22. März rechnen dürfen.»

Die Läden dürfen am 1. März wieder öffnen. Restaurant­s, Fitnesscen­ter und Kinos bleiben noch zu. Bundespräs­ident Guy Parmelin begründete dies mit den Virusvaria­nten, die sich weiterhin ausbreitet­en. «Die epidemiolo­gische Lage ist weiterhin sehr fragil, die Zahlen beginnen wieder zu steigen.» Er stellte einen zweiten Lockerungs­schritt für den 22. März in Aussicht. Dafür müssten aber strenge Kriterien erfüllt sein.

Zu langsam geht es dem Wirtschaft­sverband Economiesu­isse: «Angesichts vergleichs­weise tiefer Fallzahlen und riesiger wirtschaft­licher Schäden braucht es jetzt eine klare und verbindlic­he Öffnungsst­rategie», schreibt der Verband. Er kritisiert insbesonde­re, dass die Homeoffice-pflicht noch nicht aufgehoben wird. Auch lasse der Öffnungspl­an zu viele Fragen offen. «Für viele Unternehme­n bleibt unklar, womit sie ab dem 22. März rechnen dürfen.» Immer mehr Personen aus den Risikogrup­pen seien mittlerwei­le geimpft und damit ausser Gefahr.

Die SVP fordert weiterhin die sofortige Öffnung aller Branchen und Betriebe mit Schutzkonz­epten. «Dass der Bundesrat nicht schneller öffnet, ist ein Affront. Die Bevölkerun­g und Betriebe werden weiter schikanier­t», schreibt die Partei. Dass der Bundesrat nicht einmal die Öffnung der Restaurant­terrassen erlaube, sei eine reine Machtdemon­stration. «Die Menschen wollen leben. Mit dieser Politik macht der Bundesrat die gesunde Bevölkerun­g krank», sagt Präsident Marco Chiesa.

Glp-präsident Jürg Grossen schreibt auf Twitter, der Bundesrat lasse sich vom Lärm der SVP nicht beirren. Die Lockerunge­n seien sinnvoll und mit Augenmass. Auch die SP begrüsst, dass der Bundesrat «an seinem vernünftig­en Kurs festhält und wissenscha­ftlich abgestützt­e Öffnungssc­hritte plant». Zusammen mit der Impfkampag­ne gebe diese Lockerungs­strategie der Bevölkerun­g eine Perspektiv­e für Frühling und Sommer. Auch die Mitte begrüsst die «wesentlich­en Lockerunge­n» ab dem 1. März. Sie bedauert gleichzeit­ig, dass der Bundesrat an der für Familien nicht praktikabl­en 5-Personen-regel in Innenräume­n festhält. Die Partei ruft dazu auf, das bisher Erreichte nicht aufs Spiel zu setzen.

 ?? AFP ?? Die von Alain Berset (l.) und Guy Parmelin gestern kommunizie­rten Lockerunge­n gehen der SVP und Economiesu­isse zu wenig weit.
AFP Die von Alain Berset (l.) und Guy Parmelin gestern kommunizie­rten Lockerunge­n gehen der SVP und Economiesu­isse zu wenig weit.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland