Arbeitgeber büsst Kuriere bei Fehlern
ZÜRICH. Der Kurierdienst Mosi.ch straft seine Kuriere mit Geldbussen, wenn diese die Regeln missachten.
Wer keine Arbeitskleidung trägt oder seinen Standort via Google Maps nicht freigibt, zahlt 25 Franken. Fährt ein Haustier im Auto mit, kostet das sogar 200 Franken. Kurier C.* findet das eine Frechheit: «Wir verdienen viel zu wenig als Kuriere, jetzt sollen wir noch Bussen bezahlen.» So arbeiten die Kuriere bei Mosi.ch in zwei Schichten: Über den Mittag gibt es von 11 bis 13 Uhr einen Stundenlohn von maximal 23 Franken. «Am Abend arbeiten wir von 17 bis 22 Uhr und werden pro Lieferung mit 12.10 Franken bezahlt», erklärt C. Er kann die meisten Regeln nachvollziehen, «aber wir werden auch bestraft, wenn etwas in der Lieferung vergessen geht.» Oft würden die Restaurants die Speisen bereits verpackt den Kurieren übergeben. Die Lieferung müsse wieder geöffnet werden: «Das sehen die Kunden dann – das geht doch nicht!», so C.
Der Bussenkatalog sei aufgrund negativer Erfahrungen entstanden, erklärt Patrick Cummins, Inhaber von Mosi.ch: «Wir hatten schon einen Kurier, der seinen Papagei dabeihatte.» Nachdem Ermahnungen nicht immer zielführend gewesen seien, sei schliesslich ein Bussenkatalog eingeführt worden. Strafen zu verteilen, stehe nicht im Vordergrund. Es gehe darum, die hohen Hygiene- und Qualitätsstandards einzuhalten.
Personalexperte Matthias Mölleney: «In Experimenten konnte gezeigt werden, dass Menschen ihr Verhalten nachhaltiger verändern, wenn sie belohnt werden.» Arbeite ein Arbeitgeber mit Strafen, würden Arbeitnehmer sich auf die Vermeidung von Strafen konzentrieren und nicht auf das Positive.
*Name der Redaktion bekannt