«Mein Crush pupste mir in die Sprachnachricht!»
ZÜRICH. Mit Noah hätte es echt was werden können. Bis er mir von seinen Verdauungsproblemen berichtete – und das live.
Neulich habe ich meine alte Schulfreundin Mara getroffen. Als sie sich nach meinem Liebesleben erkundigte, geriet ich ins Stammeln: «Ähm, also, ich hab keinen Freund grad, dafür sonst viele Pläne ...» Mara unterbrach mich. «Ella, du hast irgendwie nie was Festes und wünschst es dir schon seit immer. Hast du jetzt endlich mal das Buch gelesen?» Damn, das Buch! Ich habe nicht mal reingeschaut. Es handelt davon, wie man sich als Frau einen Mann angelt: Er soll reservieren. Er soll zahlen. Die Frau soll sich keinesfalls zu einfach erobern lassen. Wie öde ich das fand. Wie unfeministisch in so vielerlei Hinsicht. Auch Frauen wollen manchmal beim ersten Date Sex. Ich jedenfalls. «Wenn du die Regeln einhältst, kannst du deinen Traummann schrittweise an dich binden. So richtig deep», sagte Mara.
Kurz darauf matchte ich mit Noah – toller Typ! Dass er sich aber praktisch nur von Beeren, Avocados und Fleisch ernährte, blendete ich aus. Wir trafen uns zweimal und er kochte für mich. Die alte Ella wäre spätestens dann über ihn hergefallen. Doch ich ging um 23 Uhr nach Hause. Maras Plan ging auf: Schon auf dem Heimweg schrieb Noah mir. Wie sehr er sich auf das nächste Mal freue. Wenig später folgte eine Sprachnachricht von ihm: «Hey Ella, mein Magen, ich sags dir, der rumpelt. Ich esse ja sonst eigentlich keine Kohlenhydrate, ich vertrag sie wohl echt nicht, aber ich dachte, ich mach heute eine Ausnahme für dich. Auuuuuh.» Bruce, der alles mitgehört hatte, prustete los. «Hat der jetzt gefurzt? Ella, hat der dir jetzt in die Voice Message gepupst?» Ich war mir nicht sicher, aber ja, es hatte schon sehr danach getönt. Ich hörte etwas plätschern und wie Noah Klopapier abriss. Ich legte das Handy weg. Ich wusste, ich konnte Noah nie mehr treffen, ohne dass ich daran denken musste, wie er gekrümmt auf dem Klo sass und sich mit der Verdauung seines Risottos abmühte. Noah tat mir leid und ich tat mir leid. So viele Dates, so viele Gefühle – und nicht ein kleines bisschen Sex gehabt.