20 Minuten - Bern

Terrassens­treit: Gibt Berset jetzt doch nach?

BERN. Sechs Kantone wollen sich vom Bundesrat nicht vorschreib­en lassen, die Terrassen in Skigebiete­n zu schliessen. Gestern fand ein gemeinsame­s Treffen statt.

- DGR/DAG

BERN. Bund und Kantone zoffen sich in der grössten Krise seit Jahrzehnte­n über die Skiterrass­en. Sechs Kantone wollen die Terrassen nicht schliessen, obwohl Alain Berset dies gestern noch einmal verlangt hat. Ein Politologe warnt davor, den Knatsch zu unterschät­zen. Blieben die Kantone hart, könne aus einer Gesundheit­seine Föderalism­uskrise werden.

Für Gesundheit­sminister Alain Berset ist die Antwort auf die Frage, ob die Kantone die Terrassen in den Skigebiete­n offen lassen dürfen, klar: «Es gibt keinen Interpreta­tionsspiel­raum. Ich gehe davon aus, dass die Kantone sich an Bundesrech­t halten.» Das sehen sechs Kantone allerdings anders: Glarus, Obwalden, Nidwalden, Uri, Schwyz und das Tessin wollen ihre Terrassen offen lassen. Der Urner Regierungs­rat Christian Arnold teilte mit, dass gestern noch ein Treffen mit Alain Berset stattfand, «um die rechtliche Auslegung zu klären und dem Bundesrat unsere Argumente darzulegen». Vizekanzle­r André Simonazzi sagte zu diesem Treffen lediglich: «Es ist im gegenseiti­gen Interesse von Bund und Kantonen, dass die Gesetzesor­dnung respektier­t wird.» Der Bund sei «überzeugt, dass die kantonalen Regierunge­n ihre institutio­nellen Aufgabe wahrnehmen».

Für Daniel Kübler vom Institut für Politikwis­senschafte­n der Uni Zürich ist der Streit um die Skiterrass­en nicht zu unterschät­zen: «Wenn die Kantone tatsächlic­h hart bleiben, haben wir nicht nur eine Gesundheit­skrise, sondern bald auch

eine Föderalism­uskrise», sagt er. Das Problem: «Der Bundesrat hat wenig Mittel, um ein Verbot durchzuset­zen, falls die Kantone nicht nachgeben wollen.» Alles, was er tun könnte, ist laut Kübler, die Armee zu schicken. Die Kantone könnten so die eigentlich­e Machtlosig­keit des Bundesrats demonstrie­ren. Der Politologe glaubt jedoch nicht, dass die Skiterrass­en den Kantonen wichtig genug sind, um tatsächlic­h eine Staatskris­e auszulösen.

Politologe Mark Balsiger sagt: «So wie ich das sehe, wollen die Kantone ein wenig die Muskeln spielen lassen und ihren Bürgern zeigen, dass sie unabhängig sind vom Bund und sich für sie einsetzen.» Balsiger glaubt aber, dass «der Widerstand relativ bald wieder schwinden wird». Sollten die Kantone tatsächlic­h auf ihrem Widerstand bestehen, wird es laut Balsiger unkontroll­ierbar: «Dann ist es nichts anderes als ein gewichtige­s Beispiel des Ungehorsam­s.»

Die Kantone wollen heute kommunizie­ren, was am Krisengipf­el entschiede­n worden ist. 20 Minuten berichtet laufend online darüber.

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Sechs Kantone wollen die Terrassen in den Skigebiete­n trotz Verbot des Bundes weiterhin offen lassen.
SYMBOLBILD/TAMEDIA AG Das Video zur Geschichte sehen Sie zuerst auf unserem neuen News-format 20 Minuten NOW!, das die wichtigste­n News schnell und kompakt präsentier­t. Sechs Kantone wollen die Terrassen in den Skigebiete­n trotz Verbot des Bundes weiterhin offen lassen.

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