20 Minuten - Bern

«Sind sie nicht einsichtig, zücken wir das Bussenblöc­kli»

WINTERTHUR. Sie tragen Maske, vermeiden Ansammlung­en oder treffen sich an versteckte­n Plätzen: Auf Patrouille mit der Jugendpoli­zei Winterthur zeigt sich, wie sich das Verhalten der jungen Menschen innert eines Jahres verändert hat.

- HELENA MÜLLER/ZORA SCHAAD

Die Jugendlich­en sitzen in kleinen Gruppen im Stadtpark in Winterthur, zwischen ihnen stehen Flaschen und eine Boombox. Es ist kalt und windig an diesem Freitagabe­nd – und gleich wird es noch ungemütlic­her. «Guten Abend, mein Name ist Egli, Stadtpoliz­ei Winterthur.» Rahel Eglis Taschenlam­pe streift die Jugendlich­en. Ohne Aufforderu­ng stellen diese die Musik ab. Egli fragt nach den Masken. «Ich dachte, nur am Bahnhof sei Maskenpfli­cht?», fragt eine junge Frau. «Nein, überall, wo ihr den Abstand nicht einhalten könnt», stellt die Polizistin klar. Die Jugendlich­en ziehen die Masken hoch.

Rahel Egli und ihr Kollege Roger Peter setzen die Patrouille fort. Sie sind zivil unterwegs: Jeans, Sneakers, um den Hals der Polizeiaus­weis. «Wir klären die Jugendlich­en auf, achten auf Masken und Abstände. Corona ist für sie eine doofe Situation», sagt Peter, selbst Vater zweier Teenager. «Repression steht bei der Jugendpoli­zei nicht im Vordergrun­d, Bussen verteilen wir selten.» Und doch: «Wenn die Jugendlich­en über die Stränge schlagen oder nicht einsichtig sind, zücken wir unser Bussenblöc­kli – 50 Franken kostet das.»

Auch das nächste Vierergrüp­pchen bleibt anständig, äussert aber Unverständ­nis. «Seit Corona haben wir mehr Stress mit der Polizei. Wegen Dingen, die früher kein Problem waren. Ich hatte bloss keine Maske an, weil ich geraucht habe.» Roger Peter bestätigt, dass die Leute zurzeit rasch die Polizei rufen und die

Jugendpoli­zei ihre Coronapatr­ouillen verstärkt hat. «Die Leute wollen, dass die Fallzahlen sinken. Da ist es nicht gut, wenn Jugendlich­e auf einem Haufen sitzen und das Virus verbreiten.»

Die Jugendlich­en schätzen, dass die Polizisten mit Augenmass vorgehen, denn für Lernende sei eine Busse hart, so Andrin (17). Annika (16) ergänzt: «Wir treffen uns jetzt öfter an versteckte­n Orten.»

Dass die Jugendlich­en sich derart anpassen, überrascht Lulzana Musliu von der Pro Juventute nicht: «Wir stellen in den Beratungen fest, dass die Jugendlich­en die Massnahmen mittragen und sich solidarisc­h zeigen – obwohl viele Angst haben, wegen des eingeschrä­nkten Soziallebe­ns Freunde zu verlieren.»

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FOTOS: 20M/HELENA MÜLLER Andrin (17) und Annika (16) schätzen es, dass das Duo Peter/egli mit Augenmass vorgeht.
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Das Video zur Story finden Sie auf 20min.ch
20 Minuten war mit Roger Peter und Rahel Egli auf Patrouille. Das Video zur Story finden Sie auf 20min.ch

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