«Sind sie nicht einsichtig, zücken wir das Bussenblöckli»
WINTERTHUR. Sie tragen Maske, vermeiden Ansammlungen oder treffen sich an versteckten Plätzen: Auf Patrouille mit der Jugendpolizei Winterthur zeigt sich, wie sich das Verhalten der jungen Menschen innert eines Jahres verändert hat.
Die Jugendlichen sitzen in kleinen Gruppen im Stadtpark in Winterthur, zwischen ihnen stehen Flaschen und eine Boombox. Es ist kalt und windig an diesem Freitagabend – und gleich wird es noch ungemütlicher. «Guten Abend, mein Name ist Egli, Stadtpolizei Winterthur.» Rahel Eglis Taschenlampe streift die Jugendlichen. Ohne Aufforderung stellen diese die Musik ab. Egli fragt nach den Masken. «Ich dachte, nur am Bahnhof sei Maskenpflicht?», fragt eine junge Frau. «Nein, überall, wo ihr den Abstand nicht einhalten könnt», stellt die Polizistin klar. Die Jugendlichen ziehen die Masken hoch.
Rahel Egli und ihr Kollege Roger Peter setzen die Patrouille fort. Sie sind zivil unterwegs: Jeans, Sneakers, um den Hals der Polizeiausweis. «Wir klären die Jugendlichen auf, achten auf Masken und Abstände. Corona ist für sie eine doofe Situation», sagt Peter, selbst Vater zweier Teenager. «Repression steht bei der Jugendpolizei nicht im Vordergrund, Bussen verteilen wir selten.» Und doch: «Wenn die Jugendlichen über die Stränge schlagen oder nicht einsichtig sind, zücken wir unser Bussenblöckli – 50 Franken kostet das.»
Auch das nächste Vierergrüppchen bleibt anständig, äussert aber Unverständnis. «Seit Corona haben wir mehr Stress mit der Polizei. Wegen Dingen, die früher kein Problem waren. Ich hatte bloss keine Maske an, weil ich geraucht habe.» Roger Peter bestätigt, dass die Leute zurzeit rasch die Polizei rufen und die
Jugendpolizei ihre Coronapatrouillen verstärkt hat. «Die Leute wollen, dass die Fallzahlen sinken. Da ist es nicht gut, wenn Jugendliche auf einem Haufen sitzen und das Virus verbreiten.»
Die Jugendlichen schätzen, dass die Polizisten mit Augenmass vorgehen, denn für Lernende sei eine Busse hart, so Andrin (17). Annika (16) ergänzt: «Wir treffen uns jetzt öfter an versteckten Orten.»
Dass die Jugendlichen sich derart anpassen, überrascht Lulzana Musliu von der Pro Juventute nicht: «Wir stellen in den Beratungen fest, dass die Jugendlichen die Massnahmen mittragen und sich solidarisch zeigen – obwohl viele Angst haben, wegen des eingeschränkten Soziallebens Freunde zu verlieren.»