20 Minuten - Bern

«Unsere Mutter muss nach 39 Jahren die Schweiz verlassen»

ZÜRICH. Wegen ausstehend­er Krankenkas­senrechnun­gen muss L. N. das Land verlassen. Ihre Kinder kämpfen dafür, dass sie bleiben darf.

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L. N.* (58) reiste mit 19 aus der Republik Kongo in die Schweiz. Seit 39 Jahren lebt und arbeitet sie in Zürich und zog in der Stadt drei Kinder gross. Doch weil die alleinerzi­ehende Mutter einige Jahre von der Sozialhilf­e unterstütz­t wurde und die Krankenkas­senrechnun­gen nicht bezahlen konnte, hat das Migrations­amt nun ihre Aufenthalt­sbewilligu­ng nicht verlängert. «Dass man unsere Mutter, die fast ihr gesamtes Leben in der Schweiz verbracht hat, nun ausschaffe­n will, ist unfassbar und bricht mir das Herz», sagt ihre Tochter N. N.* (35). Ihre Mutter habe die Hilfe vom Staat in Anspruch nehmen müssen, da ihre jüngere Schwester als Kind an einer Lungenkran­kheit litt, viel im Spital war und daher keiner Arbeit nachgehen konnte, sagt N. Dass sie vom Staat unterstütz­t wurde und Rechnungen nicht bezahlen konnte, habe die Mutter ihren Kindern lange verheimlic­ht. Von den finanziell­en Engpässen und der drohenden Ausweisung hätten sie und ihre Geschwiste­r erst vor kurzem erfahren, sagt N. «Das Migrations­amt wirft unserer Mutter vor, sich durch einen längeren Aufenthalt in der Schweiz weiter zu verschulde­n. Und das, obwohl sie seit Jahren keine Sozialhilf­e mehr bezieht.»

Eine Rückreise in die Republik Kongo sei der Mutter nicht zuzumuten. «Seitdem sie in der Schweiz lebt, war sie nur einmal – für eine Beerdigung – wieder zurück im Land.» Verwandte, Freunde oder Bekannte habe sie keine mehr vor Ort. «Wenn sie gehen muss, dann wäre es, als ob sie sterben würde», sagt N. «Sie hätte niemanden mehr und wäre völlig verloren.» Die Familie hat mittlerwei­le einen Anwalt engagiert und focht den Ausweisung­sentscheid an.

Eine Anfrage beim Migrations­amt des Kantons Zürich blieb bislang unbeantwor­tet.

*Name der Redaktion bekannt

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20MIN Die Familie kämpft dafür, dass die 58-Jährige in der Schweiz bleiben kann.

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