20 Minuten - Bern

Rahmenabko­mmen weg: Weniger Jobs und mehr Stromausfä­lle?

BERN. Wirtschaft und Bevölkerun­g werden das Scheitern des Rahmenabko­mmens spüren. Eine Expertin erklärt.

- DANIEL GRAF

Der Bundesrat hat das institutio­nelle Rahmenabko­mmen mit der EU beerdigt. Er begründete das damit, dass in zentralen Bereichen des Abkommens weiterhin «substanzie­lle Differenze­n» bestünden. Die Bedingunge­n für einen Abschluss seien für die Schweiz nicht gegeben gewesen.

Stefanie Walter, was bedeutet das für die Schweizer Bevölkerun­g?

Sofort sind einzelne Branchen vom Entscheid betroffen: Gestern hat die Medtech-branche den barrierefr­eien Zugang zum Eu-binnenmark­t verloren. Wenn die EU jetzt auf hart spielt, könnte die Schweiz direkte Auswirkung­en spüren. Und bei anderen Punkten profitiert die Schweizer Bevölkerun­g nicht gleich wie Eu-bürger – etwa dass es keine Roaming-gebühr mehr gibt.

Der Bundesrat will die Bilaterale­n weiterführ­en. Wird das funktionie­ren?

Das wäre natürlich das Bestcase-szenario für die Schweiz. Doch die Eu-kommission hat bereits verlauten lassen, dass das ohne Rahmenabko­mmen nicht möglich sein wird.

Was ist das Worst-case-szenario?

Für verschiede­ne Branchen dürfte es zu Problemen kommen, etwa wenn Zertifizie­rungen

nicht mehr als gleichwert­ig anerkannt werden. Dann werden sich beispielsw­eise Medtech-unternehme­n mittelfris­tig eher nicht mehr in der Schweiz niederlass­en. Damit könnten der Schweiz hoch qualifizie­rte Arbeitsplä­tze verloren gehen. Ein weiterer Punkt ist das Stromabkom­men: Kommt es nicht zustande, könnten

Stromausfä­lle in der Schweiz häufiger werden.

Hat die Schweiz auch etwas gewonnen?

Ein wichtiger Punkt für die Gewerkscha­ften war ja der Lohnschutz. Würde alles so bleiben, wäre das ein Gewinn.

Stefanie Walter ist Professori­n für Internatio­nale Beziehunge­n an der Universitä­t Zürich.

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AFP Karin Keller-sutter, Bundespräs­ident Guy Parmelin und Ignazio Cassis gestern vor der Verkündigu­ng.

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