Teenie-impfung sorgt für Zoff in Familien
ZÜRICH. Gehts ums Impfen, sorgt das bei Eltern und ihren Kindern schon jetzt für viel Zoff. Leser und Leserinnen erzählen.
ZÜRICH. Nicht immer sind sich Eltern und Kinder einig, wenn es ums Impfen geht. Paul (13) sagt 20 Minuten, er habe Angst davor, aber seine Eltern drängten ihn. Umgekehrt Risikopatientin Pascale
(27): Sie will sich anmelden, gegen den Widerstand der Familie. Zusätzlich brisant wird das Thema, sollte das Vakzin von Biontech/pfizer bald für 12- bis 15-Jährige zugelassen werden.
Die Impfdiskussion führt selbst im engsten Kreis der Familie zu Zoff: «Meine Familie ist geimpft, doch ich werde das nicht machen», sagt der 20-jährige Oscar*. «Jetzt versuchen die Eltern dauernd, mich von der Impfung zu überzeugen, wir diskutieren viel, und dabei wird es auch laut.» Mittlerweile sei er ausgezogen. Umgekehrt ist die Situation bei Pascale*: Die 27-Jährige ist Risikopatientin und wollte sich für die Impfung anmelden, sobald das für sie möglich war. «Meine gesamte Familie war dagegen», sagt sie. Ihr Arzt habe ihre Mutter anrufen müssen.
Viele Kinder wären sicher froh, würden die Eltern ihre Meinung respektieren. Doch selbst einige Leser und Leserinnen sehen das anders: «Ein zehnjähriges Kind ist von der Reife her nicht in der Lage, langfristige Folgen einer Tat, in dem Fall einer Impfung, abschätzen zu können», so ein Leser. «Und sonst heisst es immer, Kinder seien in diesem Alter noch nicht reif und urteilsfähig. Beim Thema Impfungen hält man sie jedoch für intelligenter als deren Eltern», so ein anderer.
Die Stiftung Pro Juventute, die die Impfkampagne des BAG unterstützt, ist der Meinung, dass sich impfen zu lassen auch ein solidarischer Beitrag gegenüber den Kindern und Jugendlichen sei, die in der Pandemie sehr stark gelitten hätten. Laut Sprecherin Lulzana Musliu ist es aber zentral, dass auch Kinder und Jugendliche frei entscheiden können, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht. «Die Uno-kinderrechtskonvention hält klar fest, dass Kinder das Recht haben, in Belangen, die sie betreffen, angehört zu werden und ihre Meinung zu äussern», so Musliu. «Auch die Eltern sollten sich immer wieder vor Augen führen, dass ihre Kinder dieses Recht haben und frei äussern dürfen, was sie wollen und was nicht.» Musliu empfiehlt, dass die Impffrage in der Familie ausdiskutiert wird und jeder danach frei entscheiden darf.
Das BAG teilte mit, dass man über weitere Schritte informieren werde, sobald die gekauften Impfstoffe auch für Jugendliche ab zwölf Jahren im Land zugelassen seien. Die Schweiz habe 2021 genügend Impfstoffe, um auch Kindern und Jugendlichen eine Impfung zu ermöglichen.