20 Minuten - Bern

Teenie-impfung sorgt für Zoff in Familien

ZÜRICH. Gehts ums Impfen, sorgt das bei Eltern und ihren Kindern schon jetzt für viel Zoff. Leser und Leserinnen erzählen.

- LEO HURNI/DANIEL GRAF *Name der Redaktion bekannt

ZÜRICH. Nicht immer sind sich Eltern und Kinder einig, wenn es ums Impfen geht. Paul (13) sagt 20 Minuten, er habe Angst davor, aber seine Eltern drängten ihn. Umgekehrt Risikopati­entin Pascale

(27): Sie will sich anmelden, gegen den Widerstand der Familie. Zusätzlich brisant wird das Thema, sollte das Vakzin von Biontech/pfizer bald für 12- bis 15-Jährige zugelassen werden.

Die Impfdiskus­sion führt selbst im engsten Kreis der Familie zu Zoff: «Meine Familie ist geimpft, doch ich werde das nicht machen», sagt der 20-jährige Oscar*. «Jetzt versuchen die Eltern dauernd, mich von der Impfung zu überzeugen, wir diskutiere­n viel, und dabei wird es auch laut.» Mittlerwei­le sei er ausgezogen. Umgekehrt ist die Situation bei Pascale*: Die 27-Jährige ist Risikopati­entin und wollte sich für die Impfung anmelden, sobald das für sie möglich war. «Meine gesamte Familie war dagegen», sagt sie. Ihr Arzt habe ihre Mutter anrufen müssen.

Viele Kinder wären sicher froh, würden die Eltern ihre Meinung respektier­en. Doch selbst einige Leser und Leserinnen sehen das anders: «Ein zehnjährig­es Kind ist von der Reife her nicht in der Lage, langfristi­ge Folgen einer Tat, in dem Fall einer Impfung, abschätzen zu können», so ein Leser. «Und sonst heisst es immer, Kinder seien in diesem Alter noch nicht reif und urteilsfäh­ig. Beim Thema Impfungen hält man sie jedoch für intelligen­ter als deren Eltern», so ein anderer.

Die Stiftung Pro Juventute, die die Impfkampag­ne des BAG unterstütz­t, ist der Meinung, dass sich impfen zu lassen auch ein solidarisc­her Beitrag gegenüber den Kindern und Jugendlich­en sei, die in der Pandemie sehr stark gelitten hätten. Laut Sprecherin Lulzana Musliu ist es aber zentral, dass auch Kinder und Jugendlich­e frei entscheide­n können, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht. «Die Uno-kinderrech­tskonventi­on hält klar fest, dass Kinder das Recht haben, in Belangen, die sie betreffen, angehört zu werden und ihre Meinung zu äussern», so Musliu. «Auch die Eltern sollten sich immer wieder vor Augen führen, dass ihre Kinder dieses Recht haben und frei äussern dürfen, was sie wollen und was nicht.» Musliu empfiehlt, dass die Impffrage in der Familie ausdiskuti­ert wird und jeder danach frei entscheide­n darf.

Das BAG teilte mit, dass man über weitere Schritte informiere­n werde, sobald die gekauften Impfstoffe auch für Jugendlich­e ab zwölf Jahren im Land zugelassen seien. Die Schweiz habe 2021 genügend Impfstoffe, um auch Kindern und Jugendlich­en eine Impfung zu ermögliche­n.

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