Erzwungene Landung: Mail zeigt, dass Lukaschenko lügt
MINSK. Das Drohmail, auf das der Machthaber von Belarus verweist, zeigt: Seine Geschichte bleibt mehr als unglaubwürdig.
Alexander Lukaschenko verteidigt die erzwungene Landung: Der Grund sei eine mutmassliche Bombe an Bord des Ryanairfliegers gewesen, der von Athen nach Vilnius geflogen war. «Was hätten wir sonst tun sollen?», so Lukaschenko vor dem belarussischen Parlament. Er habe rechtmässig gehandelt und sein Land und Volk geschützt. Lukaschenko verwies auf ein Transkript zwischen Tower und Piloten, das das Verkehrsministerium veröffentlicht hatte und das seine Version der Dinge bestätigen sollte.
Demnach flog die Maschine am vergangenen Sonntag um 12.30 Uhr in den belarussischen Luftraum. Die Piloten wurden sofort über ein Mail informiert, dass sie eine Bombe an Bord hätten. Um 12.47 Uhr änderte das Flugzeug den Kurs und flog
Minsk an. Zuvor hatte der Lotse den Piloten mehrfach geraten, in Minsk zu landen. Das Drohmail wurde aber in der Zwischenzeit der Presse zugespielt. Die Zeitangabe zeigt, dass die Nachricht erst um 12.57 Uhr beim Flughafen Minsk eingegangen war – 27 Minuten nachdem der Flieger den Luftraum von Belarus erreicht hatte.
Abgeschickt hatte das Mail mit Betreff «Allahu Akbar» ein «ahmed_yurlanov1988@protonmail.com», der im Namen der Hamas erklärte, dass die Bombe gezündet werde, sollte Israel das Bombardement im Gazastreifen nicht einstellen. Doch am Sonntag war der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas schon zwei Tage in Kraft. Auch der verwendete Absendername lässt stark vermuten, dass es sich um ein fingiertes Mail handelt. Yurlanov sei ein gängiger jüdischer Nachname, so «The Daily Beast». Ein Vertreter der echten Hamas – die auch nicht für Entführungen ziviler Flugzeuge bekannt ist – würde sich kaum so nennen.