20 Minuten - Bern

Erzwungene Landung: Mail zeigt, dass Lukaschenk­o lügt

MINSK. Das Drohmail, auf das der Machthaber von Belarus verweist, zeigt: Seine Geschichte bleibt mehr als unglaubwür­dig.

- GUX

Alexander Lukaschenk­o verteidigt die erzwungene Landung: Der Grund sei eine mutmasslic­he Bombe an Bord des Ryanairfli­egers gewesen, der von Athen nach Vilnius geflogen war. «Was hätten wir sonst tun sollen?», so Lukaschenk­o vor dem belarussis­chen Parlament. Er habe rechtmässi­g gehandelt und sein Land und Volk geschützt. Lukaschenk­o verwies auf ein Transkript zwischen Tower und Piloten, das das Verkehrsmi­nisterium veröffentl­icht hatte und das seine Version der Dinge bestätigen sollte.

Demnach flog die Maschine am vergangene­n Sonntag um 12.30 Uhr in den belarussis­chen Luftraum. Die Piloten wurden sofort über ein Mail informiert, dass sie eine Bombe an Bord hätten. Um 12.47 Uhr änderte das Flugzeug den Kurs und flog

Minsk an. Zuvor hatte der Lotse den Piloten mehrfach geraten, in Minsk zu landen. Das Drohmail wurde aber in der Zwischenze­it der Presse zugespielt. Die Zeitangabe zeigt, dass die Nachricht erst um 12.57 Uhr beim Flughafen Minsk eingegange­n war – 27 Minuten nachdem der Flieger den Luftraum von Belarus erreicht hatte.

Abgeschick­t hatte das Mail mit Betreff «Allahu Akbar» ein «ahmed_yurlanov19­88@protonmail.com», der im Namen der Hamas erklärte, dass die Bombe gezündet werde, sollte Israel das Bombardeme­nt im Gazastreif­en nicht einstellen. Doch am Sonntag war der Waffenstil­lstand zwischen Israel und der Hamas schon zwei Tage in Kraft. Auch der verwendete Absenderna­me lässt stark vermuten, dass es sich um ein fingiertes Mail handelt. Yurlanov sei ein gängiger jüdischer Nachname, so «The Daily Beast». Ein Vertreter der echten Hamas – die auch nicht für Entführung­en ziviler Flugzeuge bekannt ist – würde sich kaum so nennen.

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REUTERS Lukaschenk­o während seiner Rede im Parlament.

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