Hunderte Frauen fordern Rücktritt von Richterin
Etwa 1000 Personen zogen gestern vor das Basler Appellationsgericht: Sie machten ihrem Ärger über das Vergewaltigungsurteil Luft – und forderten die Gerichtspräsidentin zum Rücktritt auf.
Diese hatte in der Urteilsbegründung dem Opfer eine Mitverantwortung gegeben. Die SVP kritisiert derweil, dass die Linke kürzlich gegen höhere Mindeststrafen für Vergewaltiger gestimmt hat.
BASEL. Rund 1000 Personen folgten gestern in Basel dem Aufruf feministischer Organisationen, gegen das Urteil des Appellationsgerichts im Vergewaltigungsfall zu protestieren. Sie forderten Gerichtspräsidentin Liselotte Henz zum Rücktritt auf. «Victim blaming kann fast schlimmer als die Tat selbst sein», sagte etwa die Influencerin Morena Diaz, die als Rednerin auftrat. Eine Vertreterin des Feministischen Streiks Basel sagte: «Henz macht sich zur Verbündeten der Tatpersonen.»
Die Urteilsbegründung sei Ausdruck einer konservativen Moral. Das Gericht hatte Ende Juli die Strafe für den 33-jährigen Täter reduziert. Henz hatte dem Opfer in der mündlichen Urteilsbegründung eine Mitverantwortung an der Vergewaltigung
gegeben. Dieses habe «mit dem Feuer gespielt», sagte sie etwa. Vergangene Woche teilte das Gericht mit, es sei lediglich darum gegangen, das Verschulden des Täters zu bemessen, und nicht darum, das Opfer zu disqualifizieren.