20 Minuten - Bern

Linke lehnten höhere Strafen für Vergewalti­ger ab

BERN. SP, Grüne und GLP haben im Parlament gegen höhere Strafen bei Vergewalti­gung gestimmt. Sie rechtferti­gen das mit «prozedural­en Gründen».

- CLAUDIA BLUMER

Das Urteil im Basler Vergewalti­gungsfall heizt den Streit ums Sexualstra­frecht an. Beispielsw­eise rief Tamara Funiciello (SP) zur Teilnahme an der unbewillig­ten Demonstrat­ion gegen das Urteil auf.

Für Bürgerlich­e ist die Empörung allerdings heuchleris­ch. Svp-nationalrä­tin Barbara Steinemann twitterte etwa: «Funiciello und mit ihr die gesamte Linke haben im Parlament dagegen gestimmt, dass jeder Vergewalti­ger eine Gefängniss­trafe absitzen muss!»

Tatsächlic­h haben SP, Grüne und Grünlibera­le im Juni 2020 die Initiative der früheren Svp-nationalrä­tin Natalie Rickli abgelehnt. Diese forderte, dass die Mindeststr­afe für Vergewalti­gung von einem auf drei Jahre hinaufgese­tzt werde. Damit könnten keine bedingten Strafen mehr ausgesproc­hen werden. «Die Linken sind extrem täterfreun­dlich», sagt Steinemann. «Wenn es um härtere Strafen für Sexualverb­rechen geht, sagen sie Nein.»

Sp-nationalrä­tin Min Li Marti lässt das nicht gelten: «Die Ablehnung des Vorstosses von Natalie Rickli erfolgte aus prozedural­en Gründen.» Es mache keinen Sinn, dem Bundesrat einen Auftrag zu erteilen, wenn die Arbeiten am Gesetz schon liefen. Das Problem am Basler Urteil sei zudem nicht der Strafrahme­n, denn der Täter habe ja eine Gefängniss­trafe absitzen müssen, sondern das «klassische Victim blaming». Sp-ständerat Daniel Jositsch hat sich aus den gleichen Gründen wie Marti gegen den Vorstoss gestellt. Er sagt aber: «Der untere Strafrahme­n für Vergewalti­gung ist heute zu tief.» Eine Tatsache sei auch, dass Richter den Strafrahme­n kaum je ausschöpft­en.

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Barbara Steinemann (NR, SVP).
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Min Li Marti (Nationräti­n, SP).

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