Kimbo: «Rapper sollten öfter kritisiert werden»
ZÜRICH. Sexuelle Gewalt im Rapalltag: Das sagen Schweizer Rapperinnen und Rapper zur hiesigen Situation.
Anfang Juni hat die Influencerin Nika Irani (23) mit Missbrauchsvorwürfen gegen den Rapper Samra (26) erneut eine Debatte in Deutschland darüber ausgelöst. Seither haben sich grosse Namen der deutschen Rapszene dazu geäussert, Frauen haben in den sozialen Medien von ihren Erfahrungen mit sexueller Gewalt in der Rapszene berichtet und der Hashtag #deutschrapmetoo trendete wochenlang. Und in der Schweiz?
«Sexismus und Homophobie wurden im Rap viel zu lange toleriert. Auch in der Schweiz», sagt Rapper Greis (43). Es sei besonders wichtig, dass sich nun auch Männer an der Debatte beteiligten. «Wir sind alle von sexueller Gewalt betroffen – als Angehörige, als Zeugen oder als Täter.» Auch er habe früher seinen Status als Rapper genutzt, um an Sex zu kommen. Doch er wolle nicht mehr Teil des Problems sein und sich aktiv an der Debatte beteiligen.
Natürlich braucht es in der
Schweiz eine #Rapmetoo-bewegung», findet auch Big Zis (45). «Sexuelle Gewalt passiert überall und selten solidarisiert man sich mit den Opfern», so die Zürcherin.
Bei Cyphern, also Freestyle-rap-sessions, erschrecke sie immer wieder: «Viele Rapper sind überhaupt nicht über das Thema Sexismus aufgeklärt.»
Zis’ Rap-kollege, der Berner Dawill (27), gibt zu: «Ich bin selbst noch ziemlich blind, was das anbelangt.» Den Grund dafür sieht er in der Musik seiner
Jugend: «Die Leute, die jetzt rappen, sind mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten wie denen von 50 Cent und Eminem aufgewachsen.» Seine Rap-kollegin, die Tessinerin Kimbo (30), stimmt ihm zu: «Es ist schon seit über drei Jahrzehnten normal, dass Rapper sich herablassend gegenüber Frauen äussern, das sollte viel öfter kritisiert werden.»
Die Haltung der vier Rapperinnen und Rapper zeigt klar: In der Schweiz will man diese Debatte weiterführen. Ein Schritt ist bereits getan. Auch hier wurde mit dem Instakanal #chrapmetoo ein Account eingerichtet, der Hilfe für Betroffene von körperlicher, psychischer und sexueller Gewalt anbietet.