Wirtschaft drängt auf Schweizer Freedom Day
Der Bundesrat zögert, weitere Lockerungen zu beschliessen. Nun fordert die Wirtschaft Normalität.
Zurück zur Normalität oder nicht? Der Bundesrat befasst sich heute erneut mit den Coronamassnahmen. Der Gewerbeverband fordert nun ein definitives Ende der meisten verbleibenden Einschränkungen per 1. September – einen Freedom Day für die Schweiz. Zur Vorsicht mahnt hingegen die SP: Im benachbarten Ausland würden die Massnahmen gar wieder verschärft.
Während die Fallzahlen steigen, verharren die Spitaleintritte und die Todesfälle auf tiefem Niveau. Die Impfkampagne ist seit längerem ins Stocken geraten. Ein Teil der Epidemiologen hält weitere Lockerungen der Corona-massnahmen für angebracht. BAG und Taskforce warnen derweil vor einer vierten Welle. Der Bundesrat hat den ursprünglich für heute angedachten Übergang in die Normalisierungsphase deshalb verschoben.
Nun wird der Ruf nach einem Freedom Day, wie ihn Grossbritannien vor drei Wochen feierte, laut. Fabio Regazzi, Mitte-nationalrat und Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbands, fordert: «Spätestens am 1. September muss Schluss sein mit den Massnahmen. Es ist wichtig, dass man den Unternehmen und der Bevölkerung eine Sicherheit gibt, dass die Massnahmen dann aufgehoben werden.» Konkret fordert Regazzi die Abschaffung der Maskenpflicht am Arbeitsplatz, in Läden, Restaurants und an Schulen und die Aufhebung der Personenobergrenzen bei Veranstaltungen und privaten Treffen. Leben könnte er höchstens noch mit einer Maskenpflicht im ÖV und der Nutzung des Covidzertifikats dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen. Auch Rudolf Minsch, Chefökonom bei Economiesuisse, unterstützt die Forderung, so rasch wie möglich zur Normalität zurückzukehren. Zentral ist für Economiesuisse auch, dass die Nutzung des Zertifikats möglichst freiwillig ist.
Sp-nationalrätin Flavia Wasserfallen hält nichts davon, Lockerungen an ein fixes Datum zu koppeln: «Wirtschaftsvertreter und Bürgerliche machen nun wieder Druck, das ist ihr gutes Recht. Ich glaube aber, dass wir gut beraten sind, wenn wir weiterhin vorsichtig bleiben.»
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