20 Minuten - Bern

Vergewalti­ger soll in Haft bleiben – Richterin steht weiter in der Kritik

Die Staatsanwa­ltschaft will verhindern, dass der Täter im Basler Vergewalti­gungsfall freikommt.

-

Der verurteilt­e Vergewalti­ger (33) im Fall Elsässerst­rasse in Basel sollte heute eigentlich auf freien Fuss kommen. Da der Portugiese mit einem Landesverw­eis belegt wurde, müsste er die Schweiz verlassen. Doch gestern beantragte die Staatsanwa­ltschaft laut der «bz basel» kurzfristi­g eine Verlängeru­ng seiner Haft. Ob das Gericht dem Antrag der Staatsanwa­ltschaft Folge leistet, blieb bis Redaktions­schluss offen.

Das Basler Appellatio­nsgericht stand zuletzt im Kreuzfeuer der Kritik: Es habe in der Urteilsbeg­ründung Ende Juli der vergewalti­gen Frau eine Mitschuld zugeschrie­ben, so der Vorwurf. Zudem reduzierte das Gericht die Haftstrafe deutlich.

Juso-präsidenti­n Ronja Jansen kann sich vorstellen, dass der öffentlich­e Druck beim Entscheid der Staatsanwa­ltschaft eine wichtige Rolle gespielt hat. «Als Erfolg ist dies jedoch nicht zu werten.» Es ändere nichts an den schädliche­n Aussagen, die vom Gericht getätigt worden seien – es brauche eine Entschuldi­gung der Gerichtspr­äsidentin und eine Berichtigu­ng der Opferbesch­uldigung. Ähnlich sieht es Céline Amaudruz (SVP): Sie hoffe, dass die Diskussion nun dazu beitragen werde, die These von der Verantwort­ung des Opfers im Strafrecht zu widerlegen.

Das Gericht hat vergangene Woche erklärt, man habe das Verschulde­n des Täters bemessen und nicht das Opfer disqualifi­zieren wollen.

 ??  ?? Am Sonntag demonstrie­rten Hunderte gegen die Urteilsbeg­ründung.
Am Sonntag demonstrie­rten Hunderte gegen die Urteilsbeg­ründung.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland