Gianluca Looser (18) ist der jüngste Kantonsrat
SCHAFFHAUSEN. Andere machen Party, Gianluca Looser macht Gesetze. Eben erst erwachsen geworden, wirkt er seit gestern im Kantonsrat.
Unzumutbarkeiten wittert Gianluca Looser allerorten. Mitte April an einer Corona-demo in der Stadt Schaffhausen waren es «maskenlose Rechtsextreme». Bei der Fussball-em prangerte er das «homophobe und geldgeile Verhalten» der Uefa an. Bei der bundesrätlichen Corona-politik stört ihn die «zaghafte Impfstrategie, die zu wenig auf Anreize und Druck setzt». Und sowieso die «vermasselte Klimapolitik»: Der Kampf gegen die Klimakrise, dessen Dringlichkeit die jüngsten Unwetter aufgezeigt hätten, müsse allererste Priorität erhalten.
Mit diesen pointierten Ansichten sitzt der Kantischüler bei einem Cappuccino und erklärt, wie er die Welt verändern will. Schnell wird klar: Um seine Ziele zu erreichen, hat er bereits in jungen Jahren das Gespür für das politisch Machbare entwickelt. «Die Welt kann nicht mit einem Statement gerettet werden», führt er als Leitsatz auf der Website seiner Partei, der Jungen Grünen, an.
Dass Looser gestern als jüngster Kantonsrat der Schweiz in die Schaffhauser Legislative nachgerückt ist, hat viel mit diesem Sinn für Realpolitik zu tun. Statt wie andere der Klimastreikgeneration den Ökosozialismus zu propagieren oder sich ans Bundeshaus zu ketten, will er in seiner Heimat «politisch mitgestalten und den Jungen eine Stimme geben».
Der andere, praktischere Grund: Die Jungen Grünen Schaffhausen suchten nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für die abtretende Aline Iff. Während andere ablehnten, sagte Looser zu.
Leicht sei ihm der Entscheid nicht gefallen, erzählt er. Schliesslich habe er noch seine ganze Jugend vor sich: Studium, Party, Reisen. Und er war sich bewusst, dass er damit zur Person des öffentlichen Lebens würde. Dann noch die Arbeitsbelastung:
Im Abschlussjahr der Kantonsschule wird ein zusätzliches Pensum von bis zu 20 Prozent fällig. Trotzdem sei er zur Einsicht gekommen, dass der Posten eine einmalige Gelegenheit sei. Am 23. August hat der 18-Jährige seine erste Kantonsratssitzung.
Gianluca Looser ist der Neffe von 20-Minuten-chefredaktor Gaudenz Looser.