Taskforce-chef musste Polizei einschalten
BERN. Der abtretende Taskforce-leiter Martin Ackermann spricht im Interview über den Schutz der Kinder, die Rollen von Wissenschaft und Politik sowie Drohungen.
Herr Ackermann, wie gross ist Ihre Sorge, dass sich Ihre Kinder bald in der Schule anstecken?
Die Krankheit verläuft bei Kindern fast immer sehr mild. Ein Teil der Kinder hat aber mit längerfristigen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Daher ist es sicher ein Anliegen, dafür zu sorgen, dass dieses Virus nicht an den Schulen grassiert.
Mit dem Übergang in die Normalisierungsphase gilt der Schutz der Ungeimpften nicht mehr als Kriterium für Massnahmen. Ist das moralisch vertretbar?
Es gibt die Kinder und eine weitere Gruppe von Menschen, die sich nicht impfen lassen können, auch wenn sie das gern tun würden. Es ist wichtig, dass wir uns weiterhin überlegen, wie wir sie schützen können. Es ist aber auch klar, dass der Fokus sich verändert: Sobald nur noch die Menschen, die das wirklich nicht wollen, keine Impfung erhalten haben, wird der Schutz des Gesundheitssystems wieder eine wichtige Rolle spielen.
Sie standen während eines Jahres im Rampenlicht, in dem die gesellschaftlichen Spannungen immer grösser geworden sind. Wurden Sie persönlich bedroht?
Ich habe viel kritisches Feedback bekommen. Die sachliche Kritik fand ich völlig okay, sie half uns, dass wir uns verbessern konnten. Es gab aber auch persönliche Beleidigungen, Drohungen und Respektlosigkeiten. Das geht an die Substanz.
Was haben Sie unternommen? Bei wenigen direkten Drohungen gegen mich und auch andere Taskforce-mitglieder mussten wir die Polizei einschalten.
Die Taskforce soll von 70 auf nur noch 20 Mitglieder verkleinert werden. Geht die Arbeit aus? Nein, die Krise ist noch nicht vorbei. Es sind noch drei Millionen nicht immunisiert und es wird weiterhin den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik brauchen. Doch unser Ziel ist es, dass es die Taskforce so bald wie möglich nicht mehr braucht. Was nehmen Sie persönlich mit aus dieser Krise?
Es war das intensivste, das schwierigste Jahr, das ich je erlebt habe. Ich habe noch nie so viel gearbeitet und war noch nie so grossen Spannungen ausgesetzt. Vieles war aber auch unglaublich positiv. Wir haben innerhalb der Taskforce und auch mit Behörden und Politik einen sehr guten Austausch. Auch aus der Bevölkerung bekam ich viele positive Rückmeldungen, was mich sehr motiviert hat.