Schweizer Botschaft legt sich mit China an
ZÜRICH. Die Schweizer Botschaft in China deckt Falschmeldungen dortiger Medien auf. Das sagt der langjährige Diplomat Paul Widmer zum Fall.
Ende Juli berichtete der in China lebende Schweizer Biologe Wilson Edwards von einer Verschwörung gegen China: Der
Forscher schrieb auf Facebook, dass es in der Weltgesundheitsorganisation WHO das Ziel der USA sei, mit ihrer Untersuchung zur Herkunft des Coronavirus China zu diskreditieren. Seine Aussagen wurden auf Social
Media bereitwillig geteilt. Nur: Wilson Edwards gibt es nicht.
«Wir bitten die chinesischen Medien und Internetnutzer darum, die Beiträge zu Wilson Edwards zu löschen und ein Korrigendum zu veröffentlichen», twitterte die Schweizer Botschaft darauf. Medien wie «China Daily» oder CGTN löschten daraufhin ohne dazugehörige Stellungnahme die Artikel. Innert kürzester Zeit generierte der Tweet der Schweizer Botschaft Tausende von Likes, Hunderte kommentierten ihn.
Dass solche Falschmeldungen von Chinas Staatsmedien und Nachrichtenportalen unbedacht oder gar bewusst weiterverbreitet worden sind, sei deutlich zu verurteilen, sagt Paul Widmer, Historiker und langjähriger Schweizer Diplomat. «China erfand wohl einen Schweizer Experten, weil es glaubte, niemand habe mehr Glaubwürdigkeit als ein Experte aus der neutralen Schweiz.»
Eine Überraschung ist die Falschmeldung laut Widmer aber nicht. Das einzige Mittel dagegen sei, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Sachen richtigzustellen – so, wie das die Botschaft in Peking getan habe. «Sie hat richtig und mutig gehandelt.» Und Konsequenzen vonseiten Chinas seien nicht zu befürchten: «China dürfte alles Interesse daran haben, dass der peinliche Fall so rasch wie möglich in Vergessenheit gerät.»
Auf Anfrage von 20 Minuten teilte das EDA mit, dass die Botschaft den Tweet veröffentlicht habe, um darauf aufmerksam zu machen, dass es sich bei Edwards nicht um einen Schweizer handle.
«China dürfte alles Interesse daran haben, dass der peinliche Fall so rasch wie möglich in Vergessenheit gerät.» Paul Widmer