«Einige werden sich nun doch noch impfen lassen»
BERN. Ungeimpfte sollen ihre Tests schon bald selbst bezahlen. Treibt das weitere Menschen in die Impfzentren?
Die Covid-massnahmen bleiben bestehen – aber explizit nicht zum Schutz der Ungeimpften. Das war die Botschaft von Gesundheitsminister Alain Berset und BAG-MANN Patrick Mathys gestern vor den Medien. Das Augenmerk gilt jetzt den Spitälern, die vor Überlastung geschützt werden sollen. Die Ungeimpften sind für sich selbst verantwortlich. «Der Bundesrat geht davon aus, dass eine Zunahme der Infektionen, der Hospitalisierungen und der Todesfälle nicht zu vermeiden ist», hiess es. Auch sollen Schnelltests für Personen ohne Symptome ab dem 1. Oktober kostenpflichtig werden. Damit würde ein 48-Stunden-zertifikat für eine Reise oder ein Konzert rund 50 Franken kosten.
Berset liess durchblicken, dass der Bundesrat so den Druck auf die Ungeimpften erhöhen will. Für jene, die den Test nicht bezahlen wollen oder können, gebe es die Möglichkeit einer Impfung, sagte er. «Diese ist gratis.»
Erreicht der Bundesrat so sein Ziel einer höheren Impfquote? Marcel Tanner, Ex-direktor des Tropeninstituts in Basel, ist skeptisch: Ein paar würden sich wohl wegen dieser Massnahme impfen lassen, aber der grosse Schub werde ausbleiben», schätzt er. Auch Jürg Utzinger, der heutige Leiter des Tropeninstituts in Basel, warnt vor zu viel Druck. Doch er ist sich sicher, dass sich nun einige noch impfen lassen werden, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass die Tests nachher kostenpflichtig werden könnten. Dass der Bund nicht länger die Verantwortung für Personen übernehmen könne, die sich bewusst gegen eine Impfung entscheiden, sei nachvollziehbar. «In vielen Ländern mit tiefen Einkommen sind noch nicht mal die Hochrisikogruppen geimpft. Wir sind in der privilegierten Lage, uns gratis und franko impfen lassen zu dürfen.»
«Wir sind in der privilegierten Lage, uns gratis impfen lassen zu dürfen.» Jürg Utzinger, Epidemiologe