20 Minuten - Bern

Nasa entdeckt Ringe um schwarzes Loch

KABUL. Die USA und die Nato waren 20 Jahre im Land. Was hat der lange Militärein­satz überhaupt gebracht?

- ANN GUENTER

Der Westen zieht aus Afghanista­n ab und die Taliban sind auf dem Vormarsch.

Wer sind die Taliban?

Eine islamisch-fundamenta­listische Bewegung, die vom pakistanis­chen Geheimdien­st ins Leben gerufen wurde.

Was wollen die Taliban?

Ein islamische­s Emirat unter Sharia-gesetzgebu­ng und strikter Geschlecht­ertrennung für Afghanista­n.

Wieso halten die afghanisch­en Sicherheit­skräfte die Taliban nicht auf?

«Sich an Kennzahlen und am Ausbildung­sstand der Soldaten zu orientiere­n, war eine bürokratis­che Fehleinsch­ätzung des Westens», sagt ein Experte. Wichtiger wäre die Frage nach der Loyalität gewesen. Doch die Loyalität der Sicherheit­skräfte gilt nicht Kabul, sondern der eigenen ethnischen Zugehörigk­eit oder einem Warlord.

Was lief bei diesem langen

Einsatz richtig?

Terrorgrup­pen konnten in Afghanista­n nach 2001 nur in geringem Umfang Fuss fassen. Und Millionen Mädchen und Frauen konnten freier leben und Bildung geniessen. Derlei wird es unter einer Talibanher­rschaft nicht geben.

Was lief falsch?

Lange gab es keinen Konsens darüber, was der Einsatz erreichen sollte. Für die USA stand die Terrorbekä­mpfung im Zentrum, für Deutschlan­d der Aufbau staatliche­r Institutio­nen. «Die verschiede­nen Prioritäte­n wirkten sich auch auf die Mittelvert­eilung aus – das war ungut», so der Afghanista­nexperte Markus Kaim. Ausserdem braucht es einen verlässlic­hen, nicht korrumpier­ten Partner. Das waren die afghanisch­en Regierunge­n nicht.

Wie gehts weiter?

Es wird erwartet, dass Kabul zum Jahreswech­sel an die Taliban fällt. «Die militärisc­he Dynamik ist auf ihrer Seite», sagt der Experte Kaim. «Es gibt kein Indiz dafür, dass dieses Momentum

KABUL. Bei ihrem Vormarsch rücken die radikalisl­amischen Taliban immer näher an die Hauptstadt Kabul heran: Die Islamisten eroberten die Provinzhau­ptstadt Ghasni nur 150 Kilometer vor Kabul, wie das Innenminis­terium gestern mitteilte. Die Regierungs­truppen haben mittlerwei­le die Kontrolle über den grössten Teil des Nordens und Westens des Landes verloren. Ghasni südlich von Kabul ist bereits die zehnte Provinzhau­ptstadt, die binnen einer Woche an die Islamisten fiel. Der deutsche Aussenmini­ster Heiko Maas kündigte an, im Falle einer kompletten Eroberung Afghanista­ns durch die Taliban würden die deutschen Finanzhilf­en gestoppt.

gebrochen wird.» Welche Handlungso­ptionen hat der Westen noch?

«Gar keine mehr», so Kaim. Es gebe zwar noch die Verhandlun­gen in Doha. Aber: «Wenn die Taliban militärisc­h den Wind im Rücken haben, wieso sollten sie zu politische­n Konzession­en bereit sein? Das wäre widersinni­g.»

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REU Sicherheit­skräfte schauen sich den Schaden nach einer Explosion an.

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