«Spielerinnen sind in Lebensgefahr»
KABUL. Nach der Machtübernahme der Taliban geht in Afghanistan die Angst um. Davon ist auch der Sport betroffen.
ZÜRICH. Die Profifussballerin Khalida Popal hat das afghanische Frauen-nationalteam mit aufgebaut und lebt in Dänemark. Zurzeit bekommt sie Nachrichten
von ihren Kolleginnen, die sich vor den Taliban fürchten. «Ich muss den Frauen sagen, sie sollen ihre Socialmedia-kanäle entfernen und verschwinden, weil sie sich in Lebensgefahr befinden», sagt Popal. Die Extremisten hätten es auf emanzipierte Fussballerinnen besonders abgesehen.
In Afghanistan herrschen Chaos und Panik, seit die Taliban die Macht übernommen haben. Nun fürchten sich auch die meisten Sportlerinnen und Sportler des Landes. Speziell das Frauennationalteam im Fussball hat Angst und bittet um Hilfe. Khalida Popal hat das Team mit aufgebaut, sie und ihre Kolleginnen fürchten wegen der Taliban um ihr Leben. Popal bekommt Anrufe und Sprachnachrichten von verzweifelten Spielerinnen.
Die 34-Jährige rät ihnen zu fliehen, damit sie von den Nachbarn nicht an die Taliban verraten werden. Da sie Frauen und auch noch emanzipierte Fussballspielerinnen sind, haben es die Extremisten doppelt auf die Sportlerinnen abgesehen. «Ich rate allen, ihre Social-media-kanäle zu entfernen,
Bilder runterzunehmen, sich zu verstecken. Das bricht mir das Herz, da wir das über Jahre aufgebaut haben, dass sich Frauen zeigen dürfen. Und nun muss ich den afghanischen Frauen sagen, sie sollen den Mund halten und verschwinden, weil sie sich in Lebensgefahr
befinden», sagte Popal gegenüber AP. Popal half mit, das Nationalteam aufzubauen, 2007 war es endlich so weit. Sie habe viele Todesdrohungen erhalten, weil sie am nationalen TV zitiert worden sei. «Ich habe die Taliban unseren Feind genannt.» 2016 floh sie nach Dänemark.
Einzig die Cricket-spieler müssen sich nicht fürchten, denn offenbar lieben die Taliban diese Sportart. Die Spieler des Nationalteams und ihre Familien befänden sich in Sicherheit, sagte Hamid Shinwari, der Präsident des nationalen Cricket-verbandes. «Die Taliban lieben Cricket, sie haben uns schon immer unterstützt, sie sind uns nie in die Quere gekommen», sagte Shinwari.