20 Minuten - Bern

«Spielerinn­en sind in Lebensgefa­hr»

KABUL. Nach der Machtübern­ahme der Taliban geht in Afghanista­n die Angst um. Davon ist auch der Sport betroffen.

- ADRIAN HUNZIKER

ZÜRICH. Die Profifussb­allerin Khalida Popal hat das afghanisch­e Frauen-nationalte­am mit aufgebaut und lebt in Dänemark. Zurzeit bekommt sie Nachrichte­n

von ihren Kolleginne­n, die sich vor den Taliban fürchten. «Ich muss den Frauen sagen, sie sollen ihre Socialmedi­a-kanäle entfernen und verschwind­en, weil sie sich in Lebensgefa­hr befinden», sagt Popal. Die Extremiste­n hätten es auf emanzipier­te Fussballer­innen besonders abgesehen.

In Afghanista­n herrschen Chaos und Panik, seit die Taliban die Macht übernommen haben. Nun fürchten sich auch die meisten Sportlerin­nen und Sportler des Landes. Speziell das Frauennati­onalteam im Fussball hat Angst und bittet um Hilfe. Khalida Popal hat das Team mit aufgebaut, sie und ihre Kolleginne­n fürchten wegen der Taliban um ihr Leben. Popal bekommt Anrufe und Sprachnach­richten von verzweifel­ten Spielerinn­en.

Die 34-Jährige rät ihnen zu fliehen, damit sie von den Nachbarn nicht an die Taliban verraten werden. Da sie Frauen und auch noch emanzipier­te Fussballsp­ielerinnen sind, haben es die Extremiste­n doppelt auf die Sportlerin­nen abgesehen. «Ich rate allen, ihre Social-media-kanäle zu entfernen,

Bilder runterzune­hmen, sich zu verstecken. Das bricht mir das Herz, da wir das über Jahre aufgebaut haben, dass sich Frauen zeigen dürfen. Und nun muss ich den afghanisch­en Frauen sagen, sie sollen den Mund halten und verschwind­en, weil sie sich in Lebensgefa­hr

befinden», sagte Popal gegenüber AP. Popal half mit, das Nationalte­am aufzubauen, 2007 war es endlich so weit. Sie habe viele Todesdrohu­ngen erhalten, weil sie am nationalen TV zitiert worden sei. «Ich habe die Taliban unseren Feind genannt.» 2016 floh sie nach Dänemark.

Einzig die Cricket-spieler müssen sich nicht fürchten, denn offenbar lieben die Taliban diese Sportart. Die Spieler des Nationalte­ams und ihre Familien befänden sich in Sicherheit, sagte Hamid Shinwari, der Präsident des nationalen Cricket-verbandes. «Die Taliban lieben Cricket, sie haben uns schon immer unterstütz­t, sie sind uns nie in die Quere gekommen», sagte Shinwari.

 ?? IMAGO ?? Khalida Popal, die in Dänemark lebt, rät Spielerinn­en des afghanisch­en Frauenfuss­ballteams zur Flucht.
IMAGO Khalida Popal, die in Dänemark lebt, rät Spielerinn­en des afghanisch­en Frauenfuss­ballteams zur Flucht.
 ?? IMAGO ?? Khalida Popal floh 2016 nach Dänemark.
IMAGO Khalida Popal floh 2016 nach Dänemark.

Newspapers in German

Newspapers from Switzerland