Kommt mit den Taliban der internationale Terror zurück?
KABUL. Nach dem Umsturz der Taliban könnte die Terrororganisation al-qaida in Afghanistan wieder Fuss fassen.
Eine Rückkehr der alqaida nach Afghanistan sei unvermeidlich, heisst es bereits aus Usmilitärkreisen. Der Westen müsse verhindern, dass das Land wieder zu einer Hochburg des internationalen Terrors werde, fordert der britische Premierminister Boris Johnson. Die UNO spricht von einer «globalen terroristischen Bedrohung», die wieder von Afghanistan ausgehen könnte. Anders als mit dem IS sind die Taliban mit alqaida vielfältig und eng verbunden. Im Gegensatz zu den antiwestlichen Jihadisten konzentrieren sich die Taliban darauf, Afghanistan nach ihrer strengen Auslegung der Scharia zu regieren – und nicht über diese Grenzen hinaus. Gleichzeitig erlaubten sie während ihrer Schreckensherrschaft Alqaidaausbildungslager im Land. Und nach den Angriffen auf die USA vom 11. September 2001 gewährten die Taliban Osama Bin Laden und anderen Alqaidagrössen Zuflucht.
Dennoch hoffen viele, dass die Taliban kein Interesse an einem Erstarken terroristischer Strukturen im Land haben – zumal sie heute nicht mehr die Taliban von 2001 seien, wie Bruno Kahl, Präsident des deutschen Bundesnachrichtendienstes, der «Zeit» in einem Interview sagte. Auch die Gesellschaft in Afghanistan habe sich verändert. Deswegen hätten die Taliban ein Interesse daran, die Anschluss und Dialogfähigkeit mit dem Westen nicht ganz zu verlieren, von dem sie Geld und Unterstützung beim Wiederaufbau des Landes wollten. Fest steht: Nach dem langjährigen Einsatz wäre jedes Anzeichen eines Comebacks einer Terrororganisation unter Talibanherrschaft politisches Gift für die Regierungen im Westen, allen voran die der USA.