Afghanische Fussballer rechnen mit Taliban ab
ZÜRICH. Afghanische Fussballerinnen haben Todesangst. Was ist mit den Spielern? 20 Minuten konnte mit zwei sprechen.
Der 23-jährige Omran Haydary spielt in Polen bei Lechia Gdansk. Zwei Länderspiele hat er auf dem Buckel. Wir erreichen ihn per Instagram und Sprachnachrichten. Die Situation in seinem Heimatland nimmt ihn mit. «Es tut so weh. Ich kann kaum Nachrichten sehen, ich finde es so unfair all den tollen Menschen in Afghanistan gegenüber. Aber eigentlich ist es ja egal, um welches Land es sich handelt. Es ist immer traurig», erzählt er. Haydary flüchtete als Zweijähriger mit seiner Familie in die Niederlande. «Ich habe keine engen Familienangehörigen im Land», so Haydary erleichtert. Aber er habe Kontakt mit Menschen in Afghanistan, wie zum Beispiel Nationalmannschaftskollegen, Freundinnen und Freunden.
Was derzeit in seiner Heimat passiert, überrascht den Fussballer. «In den letzten Jahren war es eigentlich nicht so schlimm», so Haydary. Er sei 2018 das erste Mal in Afghanistan gewesen – anlässlich eines Spiels der Nationalmannschaft. «Damals gab es eine einprozentige Chance, dass etwas passiert. Jetzt passieren zu 100 Prozent schlechte Dinge.»
Haydary weiss auch, wie schwer es die Frauen haben. «Die Taliban sprechen oft im Namen des Islam, aber mit Waffen herumzulaufen und Unschuldige zu töten, hat nichts mit der Religion zu tun. Sich dann als Muslim zu bezeichnen, ist nichts als fake!»
Auch Zohib Islam Amiri ist ob der Situation geschockt. Der 31-Jährige steht bei Real Kashmir in der zweiten indischen Liga unter Vertrag. Im Gegensatz zu Haydary ist er mit 52 Spielen ein langjähriger Nationalspieler. «Ich habe Freunde und Familie in Afghanistan. Es ist beängstigend. Derzeit sind sie in Sicherheit daheim. Aber schauen wir, was in den nächsten Tagen passiert.» Auf die Frage, wie Familie und Freunde auf die Situation reagieren würden, meint er: «Sie sind alle geschockt und verängstigt. Sie beten nur, dass alles wieder normal wird.»