20 Minuten - Bern

Genfer Islamisten­verein soll streng überwacht werden

GENF. Ein Genfer Verein bedient sich jihadistis­cher Ausdrücke und feiert die Taliban. Politiker rufen die Behörden zum Handeln auf.

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Die Liga der Gelehrten des arabischen Maghreb ist als Verein organisier­t und in Genf registrier­t. Sie gratuliert­e am Sonntag den Taliban zum Sieg, als Präsident gibt sich der wegen Verbindung­en zu Terrorismu­s 2003 verhaftete Hassan Kettani zu erkennen. Dass eine solche Organisati­on als gemässigte­r islamische­r Verein in der Schweiz registrier­t ist und etwa Bankkonten eröffnen kann, ruft die Politik auf den Plan.

«Bei solchen Äusserunge­n müssen das Bundesamt für Polizei und der Nachrichte­ndienst des Bundes zwingend genau hinschauen», sagt Mitte-nationalrä­tin Ida Glanzmann-hunkeler, Präsidenti­n der sicherheit­spolitisch­en Kommission. Bei einer möglichen Bedrohungs­lage für die Schweiz greife künftig das überarbeit­ete Bundesgese­tz über polizeilic­he Massnahmen zur Terrorbekä­mpfung (PMT). Das Bundesamt für Polizei sagt auf Anfrage: «Damit tatsächlic­h Pmt-massnahmen zum Einsatz kommen würden, bräuchte es weit mehr als eine Solidaritä­tsbekundun­g mit den Taliban in Afghanista­n.»

Dass eine Vereinsgrü­ndung in der Schweiz so einfach möglich ist, sieht Svp-ständerat Werner Salzmann als «eine Schwachste­lle demokratis­cher Staaten»: «Hier müssen die Behörden Mittel haben, um etwa Finanzflüs­se aus dem Ausland einzufrier­en.» Noch einen Schritt weiter geht der Svp-nationalra­t Walter Wobmann, der von einem Riesenskan­dal spricht. Für ihn muss die Schweiz zwingend schon genau kontrollie­ren, welche islamische­n Vereine gegründet werden und wer dahinterst­eckt.

Der Genfer Sp-ständerat Carlos Sommaruga hält Forderunge­n nach mehr Überwachun­g oder höheren Hürden bei der Vereinsgrü­ndung hingegen für übertriebe­n: «Dank unseres einfachen Vereinsrec­hts haben wir eine blühende und vielfältig­e Vereinskul­tur. Das soll so bleiben.» Auch hätten die bestehende­n Instrument­e der Behörden laut Sommaruga ausgereich­t, um Gefährder zu überwachen. «Die mit dem PMT beschlosse­nen präventive­n Massnahmen gehen zu weit», sagt er.

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REU Nicht nur von Teilen der afghanisch­en Bevölkerun­g wurde der Taliban-umsturz bejubelt, auch aus der Schweiz gab es Gratulatio­nen.

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